Politik

Umfrage zum Ukraine-Krieg Deutsche wollen Putin vor Gericht sehen

1b99e54f4006fdc43c2184c012ebb407.jpg

Unter den Anhängern fast aller Parteien ist eine klare Mehrheit dafür, Putin vor Gericht zu stellen.

(Foto: REUTERS)

88 Prozent der Deutschen sind dafür, dass Putin wegen des Ukraine-Kriegs vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt wird. Allerdings gibt es deutliche Differenzen zwischen Ost und West sowie zwischen den Anhängern der unterschiedlichen Parteien. Das gilt auch für die Frage, ob Putin an einer Verhandlungslösung interessiert ist.

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass der russische Präsident Wladimir Putin vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden sollte, wenn ihm eine persönliche Verantwortung nachgewiesen werden kann. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RTL/ntv-Trendbarometer sind 88 Prozent dieser Ansicht. 9 Prozent sprechen sich dagegen aus.

In Ostdeutschland sind nur 65 Prozent für eine Anklage Putins vor dem Internationalen Strafgerichtshof. 27 Prozent sind dagegen. In Westdeutschland sind 92 Prozent dafür und 6 Prozent dagegen.

Unter den Anhängern fast aller Parteien ist eine klare Mehrheit dafür, Putin vor Gericht zu stellen. Unter den Anhängern der SPD und der Grünen sind es 96 Prozent, von den Unionsanhängern 90 Prozent, von den Anhängern der FDP 81 Prozent und von den Anhängern der Linkspartei 77 Prozent.

Lediglich die Anhänger der AfD sprechen sich mit knapper Mehrheit dafür aus: 48 Prozent finden, Putin sollte vor Gericht gestellt werden. 43 Prozent sind dagegen. Bei den anderen Parteien ist die Zahl der jeweiligen Anhänger, die das ablehnen, im einstelligen Prozentbereich. Ausnahmen sind die Linkspartei (15 Prozent dagegen, Putin vor Gericht zu stellen) und die FDP (17 Prozent).

Angst vor drittem Weltkrieg nimmt ab

Angst vor einer Ausweitung des Kriegs zu einem dritten Weltkrieg haben aktuell 46 Prozent der Deutschen. 47 Prozent haben diese Angst nicht. Am 28. Februar, kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, sagten noch 69 Prozent, sie hätten eine solche Angst. 25 Prozent befürchteten damals nicht, dass sich der Krieg in der Ukraine zu einem Krieg zwischen NATO und Russland ausweiten könnte.

Eine Mehrheit der Deutschen ist gegen ein direktes Eingreifen der NATO in den Krieg, etwa durch Schaffung einer Flugverbotszone über der Ukraine. 83 Prozent lehnen dies ab, 10 Prozent sind dafür.

Dass Putin an einer Verhandlungslösung interessiert ist, glauben nur 19 Prozent der Deutschen. 76 Prozent sind der Ansicht, dass er ausschließlich auf einen militärischen Sieg setzt. In Ostdeutschland glauben 40 Prozent, dass Putin prinzipiell an einer Beendigung des Kriegs durch eine Verhandlungslösung interessiert ist. 54 Prozent sagen dort, er setze ausschließlich auf einen militärischen Sieg. In Westdeutschland glauben nur 16 Prozent, Putin sei an einer Verhandlungslösung interessiert, 79 gehen davon aus, dass er die Ukraine militärisch besiegen will.

Auch bei dieser Frage gibt es Unterschiede zwischen den Anhängern der Parteien. 12 Prozent der SPD- wie auch der Grünen-Anhänger glauben, Putin sei an einer Verhandlungslösung interessiert. Unter den Unionsanhängern sind es 15 Prozent, unter den FDP-Anhängern 26 und unter den Linken-Anhängern 27 Prozent. Von den AfD-Anhängern glauben dagegen 60 Prozent, Putin sei an einer Verhandlungslösung interessiert.

Zufriedenheit mit Scholz sinkt

Wie schon der Blick auf die Kanzlerfrage im aktuellen Trendbarometer zeigt, nimmt die Zufriedenheit mit Bundeskanzler Olaf Scholz ab. Nur noch 48 Prozent der Deutschen sind mit dem bisherigen Umgang von Scholz mit der Ukraine-Krise zufrieden oder sehr zufrieden. Kurz nach dem russischen Überfall auf das Nachbarland waren es noch 56 Prozent. Aktuell sind 42 Prozent der Deutschen unzufrieden mit Scholz' Umgang mit dem Thema. Mehrheitlich mit Scholz' Umgang mit der Ukraine-Krise zufrieden sind die Anhänger aller Parteien mit Ausnahme der Union und der AfD.

Nur noch eine Minderheit von 36 Prozent sagt, dass Deutschland vollständig auf russisches Erdgas und Erdöl verzichten sollte. 53 Prozent sagen auf eine entsprechende Frage nein. Mit großer Mehrheit wollen vor allem Ostdeutsche nicht auf russisches Gas verzichten: Nur 15 Prozent sprechen sich für einen Importstopp von Gas und Öl aus, 80 Prozent sind dagegen. In Westdeutschland plädieren 40 Prozent für ein Embargo, 49 Prozent lehnen dies ab.

Die Zustimmung zu einem Embargo steigt mit dem Haushaltsnettoeinkommen. In Haushalten mit einem Nettoeinkommen von monatlich unter 1500 Euro ist die Bereitschaft zum Verzicht auf Energielieferungen aus Russland besonders gering: Nur 26 Prozent sind dafür, 64 Prozent sind dagegen. In Haushalten mit einem Nettoeinkommen zwischen 1500 und 3000 Euro sind 31 Prozent dafür und 60 Prozent dagegen. In Haushalten mit einem höheren Nettoeinkommen sind 41 Prozent für einen Öl- und Gas-Importstopp und 52 Prozent dagegen.

Mehrheit will Atomausstieg überdenken

Lediglich die Anhänger der Grünen sind mehrheitlich für ein solches Embargo: Unter ihnen sind 56 Prozent dafür und 33 Prozent dagegen. Bei der FDP sind 30 Prozent dafür und 55 Prozent dagegen, bei der SPD 37 Prozent dafür und 53 Prozent dagegen. Unionsanhänger sind zu 41 Prozent für einen Verzicht auf Öl und Gas aus Russland, 57 Prozent von ihnen lehnen dies ab. Bei den Linken ist das Verhältnis 34 zu 59 Prozent. Nur 2 Prozent der AfD-Anhänger sind für den Importstopp, 98 Prozent sind dagegen.

70 Prozent der Deutschen sind aktuell der Meinung, dass man vor dem Hintergrund der befürchteten Engpässe in der Versorgung mit Gas die für dieses Jahr vorgesehene Abschaltung aller Kernkraftwerke in Deutschland überdenken sollte. 26 Prozent finden, die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke sollte wie vorgesehen stattfinden. Dass die Abschaltung aller Kernkraftwerke wie vorgesehen stattfinden sollte, meinen mehrheitlich ebenfalls nur die Anhänger der Grünen.

Ein gespaltenes Bild ergibt sich hingegen bei der Frage, ob der für 2030 geplante vollständige Ausstieg aus der Kohleenergie verschoben werden sollte. 48 Prozent der Bundesbürger sprechen sich dafür, ebenso viele dagegen aus. Für einen späteren Ausstieg aus der Kohleenergie plädiert eine Mehrheit der Ostdeutschen sowie der Anhänger von Union und AfD. Gegen eine Verschiebung des Kohleausstiegs sind 52 Prozent der Westdeutschen (44 Prozent sind dafür). Auch bei den Anhängern von Grünen (87 Prozent), FDP (62), Linkspartei (58) und SPD (53) ist eine Mehrheit dagegen, den Ausstieg aus der Kohle zu verschieben.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland vom 18. bis 21. März 2022 erhoben. Datenbasis: 1001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/-3 Prozentpunkte.

Quelle: ntv.de, hvo

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen