Politik

Schwere Ernährungskrise droht Deutschland formt Bündnis gegen Hunger

Viele Länder sind abhängig von Weizenlieferungen aus der Ukraine.

Viele Länder sind abhängig von Weizenlieferungen aus der Ukraine.

(Foto: REUTERS)

Durch den Ukraine-Krieg droht Millionen von Menschen eine schwere Lebensmittelkrise. Bundesentwicklungsministerin Schulze will deshalb mit den G7-Staaten ein Bündnis gegen Hunger vorantreiben. Vor allem ärmere Länder könnten sonst von Russland erpressbar werden.

Im Kampf gegen die drohende Hungerkrise wegen des Ukraine-Kriegs will Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit anstoßen. "Dieses solle sowohl kurzfristig Hilfe koordinieren als auch langfristig krisenfeste Strukturen aufbauen, sagte die SPD-Politikerin in Berlin vor ihrem Abflug zur Weltbanktagung in Washington. Bei der Tagung will die Ministerin für ihre Idee werben - in ersten Gesprächen sei sie auf "offene Ohren" gestoßen.

Schulze sagte, dass wegen des Ukraine-Kriegs die "schwerste globale Ernährungskrise der vergangenen Jahrzehnte" drohe. "Putin nutzt Hunger als Waffe." Dieser führe zur Destabilisierung von Gesellschaften, warnte sie. Viele Länder sind abhängig von Weizenlieferungen aus der Ukraine. Dort drohe aber die nächste Ernte auszufallen, Häfen würden geschossen. Auch Russland habe den Export von Lebensmitteln weitgehend gestoppt.

Die Auswirkungen des Krieges treffen vor allem ärmere Länder. Es gebe Staaten wie der Libanon, die wegen des Ausfalls ukrainischer Getreidelieferungen nach dem russischen Angriff vor massiven Lieferproblemen und Preiserhöhungen stünden, sagte die SPD-Politikerin.

Die Ministerin will ihren Vorstoß für ein Bündnis im Rahmen der G7-Gruppe führender Industriestaaten unternehmen, in der Deutschland in diesem Jahr die Präsidentschaft innehat. Es solle offen sein für andere Regierungen und Organisationen sowie Hilfe aus dem privaten Sektor, sagte sie. Die Weltbank könne eine wichtige koordinierende Rolle spielen.

Hohes Risiko durch Russland erpressbar zu werden

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Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bereits angekündigt, dass Deutschland 430 Millionen Euro zusätzlich für die Ernährungssicherheit bereitstellen will. "Einer muss anfangen zu sagen, wir legen eine erste Summe auf den Tisch", sagte Schulze dazu. Zunächst müsse sichergestellt werden, dass die Lagerbestände an Nahrungsmitteln fair verteilt würden und die Preise nicht in die Höhe schossen. Zudem müssten Länder krisenfester werden und beispielsweise wieder mehr Lebensmittel selbst anbauen. Wegen der globalen Erwärmung müsste sich die Landwirtschaft beispielsweise in der Sahelzone stark verändern.

In dem Zusammenhang betonte Schulze, dass nicht "eine Krise gegen die andere" ausgespielt werden dürfe. Stattdessen müssten mehrere Krisen gleichzeitig bewältigt werden. Die Artenvielfalt müsse geschützt und der Klimawandel berücksichtigt werden. Geschützte Flächen für intensive Landwirtschaft freizugeben, sei zu kurz gedacht. "Wir brauchen einen erweiterten Sicherheitsbegriff", forderte Schulze. Dieser müsse nicht nur die militärische Sicherheit, sondern auch die Ernährungslage und Gesundheit von Menschen berücksichtigen. Es bestehe ein hohes Risiko, dass Länder sich aus Abhängigkeit erpressbar von Russland machten.

Quelle: ntv.de, vmi/AFP

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