Politik

Mit dem Sonderflug nach Moskau Deutschland weist russische Spione aus

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
munz.JPG

Die Vertretungen Russlands und Deutschlands im jeweils anderen Land sind bereits ausgedünnt. Nun wirft Moskau Berlin vor, "massenhaft" Diplomaten auszuweisen. Das Außenamt bestätigt ntv, dass die "nachrichtendienstlichen Präsenz" reduziert werden sollte - und sie bereits abgereist sind.

Deutschland hat mehrere russische Diplomaten ausgewiesen. Das wurde ntv aus dem Auswärtigen Amt bestätigt. "Tatsächlich führte die Bundesregierung in den vergangenen Wochen Gespräche mit der russischen Seite zur Präsenz an den jeweiligen Auslandsvertretungen, mit dem Ziel einer Reduzierung der russischen nachrichtendienstlichen Präsenz in Deutschland", erfuhr ntv aus dem Außenamt. Die heutige Ausreise von russischen Botschaftsangehörigen stehe damit in Zusammenhang, hieß es weiter.

Damit wurde bestätigt, dass Diplomaten an Bord eines russischen Sonderflugs waren, der heute für Aufsehen sorgte. Am Morgen war eine russische Regierungsmaschine mit Sondergenehmigung von Moskau nach Berlin geflogen. Das Flugzeug vom Typ Iljuschin Il 96-300 landete am Nachmittag wieder in der russischen Hauptstadt auf dem Flughafen Wnukowo.

Das Flugzeug habe eine sogenannte Diplomatic Clearance gehabt, sagte ein Sprecher der Luftwaffe auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zur Fracht oder zu Passagieren machte er keine Angaben. Nachdem die EU im Februar 2022 die Flughäfen und den Luftraum der EU für alle russischen Luftfahrtunternehmen gesperrt hat, sind russische Maschinen selten. Der Flug weckte Interesse und wurde in sozialen Medien diskutiert. Auch Russland hat seinen Luftraum für Flüge aus der EU gesperrt. Ausnahmen sind aber mit Sondergenehmigungen möglich.

Außenamt weist Kritik zurück

Zuvor hatte das russische Außenministerium Deutschland die "massenhafte" Ausweisung russischer Diplomaten vorgeworfen. Es handele sich um neue "feindliche Handlungen" Deutschlands gegen Russland, teilte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa in Moskau mit. Als Gegenmaßnahme kündigte Russland die Ausweisung von mehr als 20 deutschen Diplomaten an. Sacharowa bezeichnete dies im Sender Swesda in Moskau als Vergeltungsmaßnahme.

Sacharowa warf der deutschen Seite zudem vor, die Ausweisung der Diplomaten vorab an Medien durchgestochen zu haben, obwohl es Versicherungen gegeben habe, die Sache diskret zu behandeln. Sacharowa sagte nicht, worauf und auf welches Medium sie sich konkret bezog. "Wir verurteilen dieses Vorgehen Berlins aufs Schärfste, das weiter demonstrativ die gesamte Bandbreite der russisch-deutschen Beziehungen zerstört, einschließlich ihrer diplomatischen Dimension", hieß es in der Mitteilung des Außenministeriums.

Es werde eine "bedeutende Begrenzung der maximal zulässigen Zahl an Mitarbeitern der deutschen diplomatischen Vertretungen" in Russland geben, sagte Sacharowa. Der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr in Moskau sei darüber bereits Anfang dieses Monats in Kenntnis gesetzt worden.

In Berlin wurde Sacharowas Darstellung jedoch dementiert. "Wir weisen die Darstellung der Sprecherin des russischen Außenministeriums zurück", hieß es aus dem Auswärtigen Amt.

Vertretungen sind bereits ausgedünnt

Deutschland und Russland hatten im Zuge ihrer schweren Spannungen in der Vergangenheit immer wieder gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Schon jetzt sind die Vertretungen stark ausgedünnt, die Dienstleistungen für deutsche Staatsbürger sind deutlich reduziert oder mit längeren Wartezeiten etwa bei der Ausstellung von Dokumenten verbunden. Die Lage hat sich mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine deutlich verschärft.

Russland hatte im April vorigen Jahres 40 deutsche Diplomaten zu "unerwünschten Personen" erklärt und damit deren Ausweisung verfügt. Insgesamt waren damals mehr als 100 Deutsche betroffen, weil auch Familienangehörige mit ausreisen mussten. Allein diese Zahl vor einem Jahr entsprach etwa einem Drittel des deutschen diplomatischen Corps in Russland. Dies wiederum war eine Reaktion auf die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten Anfang April 2022, die nach Angaben Berlins in Deutschland als mutmaßliche Spione tätig gewesen sein sollen.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges haben die EU und Russland jeweils Hunderte Diplomaten ausgewiesen. Die Bundesregierung hatte auch schon vor dem Krieg mehrfach russische Diplomaten als Sanktion ausgewiesen. Im Dezember 2021 erklärte sie als Konsequenz aus einem Berliner Mordurteil gegen einen Russen zwei Mitarbeiter der russischen Botschaft zu "unerwünschten Personen" und zwang sie damit zur Ausreise. Russland reagiert auf solche Ausweisungen, wie es in Moskau heißt, immer wieder "spiegelgerecht".

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen