Politik

NRW fordert Loslösung von Türkei Ditib hält Krisentreffen in Ankara ab

In den Ditib-Moscheen rumort es. Viele Gemeindemitglieder sollen unzufrieden sein mit dem großen Einfluss der türkischen Regierung.

In den Ditib-Moscheen rumort es. Viele Gemeindemitglieder sollen unzufrieden sein mit dem großen Einfluss der türkischen Regierung.

(Foto: dpa)

Die Spitzeleien türkischer Imame könnten harte Konsequenzen für den Islamverband Ditib haben. NRW und Niedersachen drohen die Zusammenarbeit vollständig zu beenden. Über Konsequenzen beraten die Verbandschef nun ausgerechnet in Ankara.

Nach Spitzelvorwürfen gegen Imame der türkisch-islamischen Union Ditib berät der Verbandsvorstand nun in Ankara über mögliche Konsequenzen. Die rot-grüne NRW-Regierung verlangt eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gegen Imame des größten Islam-Dachverbands in Deutschland. Integrationsminister Rainer Schmeltzer drohte mit einer Aufkündigung der Zusammenarbeit, wenn es nicht schnell Bewegung bei der Ditib gebe.

"Ein friedliches Miteinander funktioniert nur mit einer Institution, die nicht aus Ankara fremdgesteuert ist", bekräftigte der Minister in Düsseldorf. Die Organisation müsse auch darauf verzichten, in Deutschland eingesetzte Imame weiter von der Türkei bezahlen zu lassen.

Mit Ausnahme der islamischen Seelsorge durch Imame in den Haftanstalten liegt die Kooperation mit der Ditib laut Schmeltzer in allen anderen Regierungsressorts derzeit auf Eis. "Jetzt ist Ditib in der Bringschuld." Er erwarte, dass der Moscheeverband auf ihn zukomme, sich von Ankara lossage und die Spitzelvorwürfe gegen Imame der Ditib aufkläre. "Ich bin nicht arg lange gewillt zu warten", warnte der Minister.

Generalbundesanwalt ermittelt

Mitglieder des Ditib-Vorstands trafen sich am Mittwoch mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet zu einem Krisentreffen in Ankara. Aus der NRW-Regierung hieß es, man sei über das Gespräch in Kenntnis gesetzt worden. Die Ditib äußerte sich zunächst nicht näher.

Schmeltzer hatte schon vor zwei Wochen "klare Konsequenzen" angekündigt, falls sich die Spitzelvorwürfe bestätigen sollten. Ditib-Imame sollen Namen von angeblichen Gülen-Anhängern nach Ankara geliefert haben. Der Prediger Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind, seine Anhänger werden rigoros verfolgt. Die türkische Regierung macht den in den USA lebenden Prediger für den versuchten Militärputsch im Juli 2016 verantwortlich und fordert von Washington seine Auslieferung.

Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt nach den Vorwürfen gegen einzelne Ditib-Prediger. Niedersachsen hatte Gespräche mit der Ditib über einen Staatsvertrag jüngst ausgesetzt.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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