Umzug aus London EU-Behörden suchen neue Heimat
01.08.2017, 08:16 Uhr
Mit der Europäischen Arzneimittelagentur EMA verliert London 900 Arbeitsplätze.
(Foto: picture alliance / Frank Augstei)
Mit dem Brexit zieht die EU auch ihre Arzneimittelagentur und ihre Bankenaufsichtsbehörde aus London ab. In vielen anderen Städten sind die Behörden begehrt: Sie bringen Ansehen und Geld. Die Bundesregierung bewirbt sich mit Bonn und Frankfurt.
Die EU eröffnet im Laufe des Tages das Auswahlverfahren um die Nachfolge der Londoner EU-Behörden. Sie will veröffentlichen, welche Städte sich als neuer Standort beworben haben. Bonn und Frankfurt am Main erfahren damit, gegen wen sie in dem Verfahren antreten.
Es wird erwartet, dass die Liste mehr als 20 Städte umfasst. Konkret haben sie sich als neuer Sitz der Arzneimittelagentur EMA oder der Bankenaufsichtsbehörde EBA beworben. Beide Behörden sind derzeit in der britischen Hauptstadt ansässig. Wegen des bevorstehenden Brexit sollen sie aber so schnell wie möglich in eines der 27 verbleibenden EU-Länder umgesiedelt werden.
Wer den Zuschlag erhält, kann auf immense Zusatzeinnahmen hoffen. Die EMA und EBA richten jährlich Hunderte Konferenzen und Veranstaltungen mit Experten aus aller Welt aus. Zuletzt sorgten beide Agenturen in London für rund 39.000 zusätzliche Hotelübernachtungen pro Jahr.
Hinzu kommt, dass mit den Agenturen auch die meisten hoch qualifizierten Mitarbeiter umziehen dürften. Die Arzneimittelagentur EMA beschäftigte zuletzt immerhin rund 900 Menschen, die Bankenaufsicht EBA kam auf knapp 200.
Deutschland kann nur einmal gewinnen
Die Bundesregierung hat Bonn als Standort für die Arzneimittelagentur und Frankfurt am Main als Standort für die Bankenaufsicht nominiert. Die Städte brächten "exzellente Voraussetzungen" mit, kommentierte jüngst der deutsche Staatsminister Michael Roth.
In dem nun beginnenden Auswahlverfahren werden zunächst Experten der EU-Kommission alle Bewerberstandorte nach sechs Kriterien bewerten. Zu diesen gehören unter anderem die Arbeitsbedingungen, die Verkehrsanbindung, die bisherige Zahl der EU-Agenturen und die Möglichkeit eines schnellen und problemlosen Umzugs. Im November soll es dann im EU-Ministerrat eine geheime Wahl mit bis zu drei Abstimmungsrunden geben. Erst dann wird feststehen, ob Deutschland einen der Standorte bekommt.
Dass sich sowohl Bonn als auch Frankfurt freuen können, ist ausgeschlossen. Eine der Verfahrensregeln besagt, dass ein Land höchstens einen der zu vergebenden Agentursitze bekommt.
Quelle: ntv.de, chr/dpa