Konsequenz aus Germanwings-Absturz EU plant Medizin-Datenbank für Piloten
21.10.2015, 11:18 Uhr
Die psychologische Eignung von Piloten steht im Mittelpunkt der neuen Sicherheitsvorschriften
(Foto: REUTERS)
Nach der Germanwingskatastrophe haben Experten viele Vorschläge für Sicherheitsmaßnahmen gemacht. Als eine der ersten Konsequenzen soll eine neue Datenbank eingerichtet werden. Datenschutzregeln könnten das verhindern.
Die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA will als Konsequenz aus dem Germanwings-Absturz vor einem halben Jahr bis Ende 2016 eine Datenbank mit Informationen zum Gesundheitszustand von Piloten einrichten. Das Vorhaben fuße auf Empfehlungen einer Arbeitsgruppe, die im Juli bessere psychologische Eignungstests bei neuen Piloten und eine Datenbank mit Details zu Arztbesuchen gefordert habe, teilte die Behörde mit.
Im April hatte der an Depressionen leidende Co-Pilot einer Germanwings-Maschine das Flugzeug absichtlich über Südfrankreich zum Absturz gebracht. Alle 150 Menschen an Bord starben. Die Katastrophe erinnere an die "Verpflichtung der Aufsichtsbehörden", die Luftfahrtregeln an neue Herausforderungen anzupassen, sagte EASA-Chef Patrick Ky.
Psycho-Tests für Piloten
Ziel der neuen Datenbank ist es demzufolge, den Zugriff auf medizinische Informationen zu erleichtern und gleichzeitig die Privatsphäre der Piloten zu respektieren. Eine Hürde wird laut EASA aber die unterschiedliche Auffassung zum Datenschutz in den einzelnen Ländern der EU sein.
Die Behörde geht davon aus, dass neue Anweisungen für die Airlines auf Grundlage der Expertenempfehlungen im ersten Quartal 2016 in Kraft treten werden. Eingeführt werden sollen unter anderem verpflichtende psychologische Untersuchungen für allen Pilotenanwärter und die Zwei-Personen-Regel, die besagt, dass während des Fluges niemals einer der Piloten allein im Cockpit sein darf.
Aktionsplan ist umstritten
Der Aktionsplan empfiehlt zudem zufällige Drogen- und Alkoholtests für Piloten. Die Vereinigung Cockpit (VC) hält das aber für nicht zielführend, um eine Katastrophe wie die des Germanwings-Fluges zu verhindern. Schließlich stehe das Unglück nach dem bisherigen Stand der Untersuchungen mit Drogen oder Alkohol in keinem Zusammenhang, wie es in einer Mitteilung von VC heißt. Medikamente wie Psychopharmaka können demnach mit den derzeit verfügbaren Tests meist nicht nachgewiesen werden.
"Selbstverständlich hat ein Pilot, der Alkohol oder Drogen konsumiert hat, in einem Cockpit nichts zu suchen", so VC-Sprecher Markus Wahl. Statt Geld für teure Tests mit einer sehr hohen Fehleranfälligkeit zu verschwenden, sollte man in "Peer Intervention Programme" investieren, sagte Wahl. Sie ermöglichten es Betroffenen sich helfen zu lassen, ohne sich sofort mit Arbeitsplatzverlust konfrontiert zu sehen.
Langjährige Erfahrungen aus den USA hätten zudem gezeigt, dass solche Präventionsmethoden um den Faktor zehn erfolgreicher seien "als der Versuch, Fälle von Drogen- oder Alkoholmissbrauch mittels Tests auszusieben".
Quelle: ntv.de, mbo/hul/rts