Politik

Auch Obama sendet rührende Worte EU verabschiedet Merkel mit Standing Ovations

Mit EU-Chefin Ursula von der Leyen verabschiedet sich auch eine alte Bekannte aus Berlin von Merkel.

Mit EU-Chefin Ursula von der Leyen verabschiedet sich auch eine alte Bekannte aus Berlin von Merkel.

(Foto: picture alliance/dpa/Pool AFP/AP)

In ihrer langen Amtszeit erlebt Kanzlerin Merkel mehr als 100 EU-Gipfel mit harten Verhandlungen und nächtelangen Debatten. Nicht alle enden angenehm, die aktuellste Ausgabe schon: Die anderen Staats- und Regierungschefs würdigen ihre Verdienste - und ein früherer US-Präsident schickt ein Video mit besonders freundlichen Worten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist auf ihrem wohl letzten EU-Gipfel mit Stehbeifall verabschiedet worden. Nach einer Dankesrede von Ratspräsident Charles Michel erhoben sich die anderen Staats- und Regierungschefs und applaudierten der dienstältesten Regierungschefin. Michel betonte in seiner Ansprache, ein Gipfel ohne Merkel sei wie "Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eiffelturm". Als Abschiedsgeschenk erhielt die Kanzlerin eine "künstlerische Darstellung" des Brüsseler Tagungsgebäudes im Europaviertel.

Auch eine Videobotschaft des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama wurde gezeigt. Darin würdigte er Merkel für ihren "unerbittlichen" moralischen Kompass und die vielen Jahre guter Zusammenarbeit. "So viele Menschen, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, haben ein Vorbild gehabt, zu dem sie in schwierigen Zeiten aufschauen konnten", sagte Obama in dem Video, das von Michel auf Twitter verbreitet wurde. Er betonte zudem, dass es von Charakter zeuge, dass sie gerade vermutlich lieber bei dem EU-Gipfel arbeite, als bei diesem im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

"Ich war glücklich, dein Freund zu werden", so der 60-Jährige, der von 2009 bis 2017 US-Präsident war. Er habe das Privileg gehabt, auf die Partnerschaft zu ihr während einer Reihe von Krisen zurückgreifen zu können. "Über viele Jahre hinweg kann man sich nur auf wenige politische Führer verlassen, die ihre Prinzipien über jede enge Definition von Eigeninteresse stellen", so Obama. Das deutsche Volk und die ganze Welt schuldeten ihr einen Dank für ihre hohen moralischen Standards.

In ihrer 16-jährigen Amtszeit nahm Merkel an 107 EU-Gipfeln teil, wie Michel den Angaben zufolge vermerkte - oft mit harten Verhandlungen und nächtelangen Debatten, aber auch mit unterhaltsamen Momenten. "Du bist ein Monument", betonte der Belgier in seiner emotionalen Ansprache. Die EU werde Merkels "Weisheit", "Nüchternheit" und Vermittlungsgeschick noch vermissen, "besonders in schwierigen Zeiten".

Nach Angaben von Gipfelteilnehmern wurde bei der kleinen Abschiedszeremonie am Vormittag auch ein rund zweiminütiges Video mit Szenen aus den vergangenen 16 Jahren gezeigt. Merkel sei darin mit zahlreichen schon lange nicht mehr amtierenden Staats- und Regierungschefs zu sehen, hieß es. So zum Beispiel mit dem 2019 gestorbenen französischen Präsidenten Jacques Chirac und dem früheren britischen Premierminister Tony Blair.

Erster Gipfel mit Chirac und Blair

Den Franzosen und den Briten traf Merkel bereits bei ihrem ersten EU-Gipfel im Dezember 2005. Es ging um den EU-Finanzplan für die Jahre 2007 bis 2013. Merkel vermittelte damals erfolgreich einen Kompromiss zwischen Chirac und Blair.

Ganz sicher ist es unterdessen nicht, dass der noch bis zum Nachmittag laufende Gipfel wirklich der letzte mit Merkel ist. Sollte der Zeitplan der Ampel-Koalitionsverhandlungen in Berlin aus dem Ruder laufen, könnte die CDU-Politikerin zum nächsten Treffen Mitte Dezember doch noch einmal nach Brüssel zurückkehren.

Flüchtlinge und Energiepreise zum Abschluss

Mehr zum Thema

Vor der Verabschiedung hatten die Staats- und Regierungschefs beim mutmaßlich letzten Gipfeltag von Merkel über die steigende Zahl von Flüchtlingen, die über die Belarus-Route in die EU gelangen, diskutiert. Der belgische Regierungschef Alexander De Croo sagte, es gehe um "zusätzliche Hilfsgelder, um unsere Außengrenzen besser zu schützen". Der neue österreichische Bundeskanzler Alexander Schallenberg forderte im Namen einer Gruppe von zwölf Ländern EU-Mittel für den Bau von Zäunen und anderer Grenzschutzanlagen.

Tags zuvor hatten sich die Staats- und Regierungschefs mit den hohen Energiepreisen beschäftigt. Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich nach Unstimmigkeiten darauf, den Ursachen für den Preisanstieg genauer auf den Grund zu gehen.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen