"Mehr strategische Autonomie" EU will eigene Kommunikationssatelliten ins All schicken
17.11.2022, 21:27 Uhr
Die Ariane-5-Rakete brachte in der Vergangenheit Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo ins All.
(Foto: picture alliance/dpa)
EU-Parlamentarier wollen einen Verbund eigener Satelliten ins All schicken. Der soll Europa unabhängiger von Dritten machen und kritische Infrastruktur besser schützen. Auch die Bürger sollen von deutlich schnellerem Internet profitieren. EU-Kommissar Thierry Breton nennt den Schritt "historisch".
Die EU will mit einem Satellitenverbund sichere Kommunikation für Unternehmen und Bürger gewährleisten. Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten einigten sich auf den Aufbau einer Satellitenkonstellation namens Iris² (Infrastructure for Resilience, Interconnection and Security by Satellites). Dafür sollen in den kommenden Jahren 2,4 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt kommen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.
"Das ist historisch!", schrieb der zuständige EU-Kommissar Thierry Breton auf Twitter nach der Einigung. Die EU füge damit ihrer strategischen Weltrauminfrastruktur, dem Satellitennavigationssystem Galileo und Kopernikus, welches zur Erdbeobachtung eingesetzt wird, eine dritte Komponente hinzu.
"Dieses Programm ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr strategischer Autonomie Europas", sagte die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler zu dem neuen Programm. Der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, dass die EU bei der Satellitentelekommunikation bislang komplett von Drittstaaten oder privaten Unternehmen abhängig sei. "Das heute beschlossene Programm soll dies ändern", sagte Niebler.
Iris soll vor allem die Widerstandsfähigkeit der EU-Systeme - auch zum Schutz von kritischer Infrastruktur wie Energienetzen oder der Gesundheitsversorgung - sowie den Zugang von Bürgern und Unternehmen zu schnellem Internet sichern. Es sollen nicht nur in Europa Funklöcher beim Highspeed-Internet gestopft werden, sondern die Anbindung soll auch in strategischen Regionen wie Afrika und der Arktis ermöglicht werden. Ab 2027 sollen die neuen Dienste voll einsatzfähig sein.
Die Einigung muss noch formell vom EU-Parlament und den Staaten bestätigt werden, dies gilt jedoch als Formsache.
Quelle: ntv.de, als/dpa