Mehr als 1300 Tote gezählt Entdecker von Wagner-Friedhof flüchtet aus Russland
09.04.2023, 18:16 Uhr Artikel anhören
Friedhof der Söldnertruppe Wagner in der russischen Region Krasnodar.
(Foto: REUTERS)
Er soll der Erste gewesen sein, welcher den wachsenden Friedhof der russischen Söldnertruppe Wagner entdeckt hat: Nun flieht Vitaly Votanovsky laut Medienberichten aus Russland. Dem vorausgegangen waren zahlreiche Morddrohungen.
Ein russischer Aktivist, welcher den mittlerweile berüchtigten Friedhof der Söldnertruppe Wagner entdeckt und bekannt gemacht hatte, hat Russland verlassen, wie zuerst die Internetzeitung The Moscow Times berichtete. Vitaly Votanovsky hatte demnach den Tod russischer Soldaten in der Ukraine dokumentiert, indem er Friedhöfe in seiner Heimatregion überwachte. Am 4. April verließ er laut Angaben der BBC sein Heimatland, nachdem er zahlreiche Morddrohungen erhalten hatte.
Votanovsky war laut BBC der Erste, der den Friedhof im russischen Bakinskaya entdeckt hatte, auf dem zahlreiche Söldner der Gruppe Wagner begraben liegen, die in der Ukraine getötet wurden. Er hatte demnach auch neue Gräber von regulären russischen Soldaten dokumentiert: sie gezählt, Fotos gemacht und sich Namen notiert. Bis zu seiner Flucht habe er mehr als 1300 Namen gesammelt, und das nur in der Gegend um die Großstadt Krasnodar.
"Musste Katastrophe beweisen"
Im Interview mit der BBC sagte Votanovsky: "Ich musste den Menschen beweisen, dass es eine Katastrophe gab. Dass hier Menschen starben, ganz in ihrer Nähe." Nachdem er online das erste Mal etwas über die Gräber gepostet habe, hätten die Morddrohungen begonnen, sagte Votanovsky. Er sei nach Armenien geflohen und wolle um Asyl in Deutschland bitten.
Auf dem Wagner-Friedhof in Bakinskaya begräbt die berüchtigte Söldnergruppe viele ihrer Toten aus der Ukraine. Es sind Männer, die entweder keine Verwandten haben oder deren Leichen nicht eingefordert wurden. Von einem kleinen Dorffriedhof ist er mittlerweile zu einem riesigen Friedhof angewachsen. Er hat mehrere neue Zonen, um die ständig wachsende Zahl von Toten aufzunehmen. Sicherheitskräfte patrouillieren laut BBC auf der Anlage.
Wagner-Chef: Friedhof wächst
Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte sich zuletzt in einem Video auf dem Friedhof gezeigt. Die Aufnahmen waren von seinem Pressedienst veröffentlicht worden. "Ja, (der Friedhof) wächst. Diejenigen, die kämpfen, sterben manchmal", sagte Prigoschin. "Die Kämpfer von Wagner werden hier weiterhin begraben und es gibt damit bis heute kein Problem", fügt er hinzu. "Wir werden (...) aus diesem Friedhof ein Denkmal für die zukünftigen Generationen machen."
Die Wagner-Kräfte führen Offensiven in der Ostukraine an, etwa um die Stadt Bachmut, wo sich die längsten und blutigsten Kämpfe der russischen Militärkampagne abspielen. Beide Seiten haben dort starke Verluste erlitten. Die im Jahr 2014 gegründete Wagner-Gruppe war bisher auch in Konflikte in Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten verwickelt. Prigoschin hatte bis Februar monatelang Gefängnisinsassen rekrutiert und ihnen bei Rückkehr nach Russland nach überlebtem Kampfeinsatz in der Ukraine Amnestie versprochen.
Quelle: ntv.de, kst