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Gut vier Prozentpunkte Vorsprung Erdogan gewinnt Stichwahl in der Türkei

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"Wir werden das Land in den kommenden fünf Jahren regieren", rief Erdogan seinen Anhängern bereits vor Auszählung aller Stimmen in Ankara zu.

"Wir werden das Land in den kommenden fünf Jahren regieren", rief Erdogan seinen Anhängern bereits vor Auszählung aller Stimmen in Ankara zu.

(Foto: via REUTERS)

In der Türkei sichert sich Präsident Erdogan eine weitere Amtszeit. Der Präsident gewinnt die Stichwahl gegen seinen Herausforderer Kilicdaroglu. Erdogan erhält dabei rund 52,2 Prozent der Stimmen. Kilicdaroglu räumt seine Niederlage indirekt ein.

Recep Tayyip Erdogan hat die Präsidentschaftswahl in der Türkei gewonnen. In der Stichwahl erhielt der Amtsinhaber rund 52,2 Prozent der Stimmen. Auf seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu entfielen 47,8 Prozent. Erdogan sei zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden, sagte der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener in Ankara. "Wir werden das Land in den kommenden fünf Jahren regieren", rief Erdogan vor jubelnden Anhängern in Istanbul.

Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu räumte seine Wahlniederlage bei der Präsidentenwahl indirekt ein. Er bedauere "die weit größeren Probleme", die das Land nun erwarteten, sagte Kilicdaroglu in Ankara. Er werde weiter für Demokratie kämpfen. "Bei dieser Wahl ist der Wille des Volkes für den Wechsel einer autoritären Regierung trotz aller Repressionen deutlich zum Ausdruck gekommen. Wir haben den unfairsten Wahlkampf der letzten Jahre erlebt", sagte Kilicdaroglu. "Alle Staatsmittel wurden für eine politische Partei mobilisiert und einem Mann zu Füßen gelegt."

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In den großen Städten des Landes wurde die Verkündung von Erdogan als Wahlsieger mit Jubel aufgenommen. Auf dem zentralen Taksim-Platz in Istanbul kam der Verkehr zum Erliegen, vor dem Präsidentenpalast in Ankara versammelte sich eine große Menschenmenge.

Der Präsident, der als klarer Favorit ins Rennen gegangen war, hat sich mit dem Ergebnis nach bereits 20 Jahren an der Macht eine weitere fünfjährige Amtszeit gesichert. Im Verlauf der Stimmauszählung war Erdogans Vorsprung allerdings geschrumpft. Nach Auszählung von rund 40 Prozent der Stimmen hatte er noch bei 57,1 Prozent gelegen, Kilicdaroglu bei 42,9 Prozent. Die oppositionsnahe Nachrichtenagentur Anka sah Kilicdaroglu zwischenzeitlich sogar vor Erdogan.

Doch offenbar haben weder die verheerende Wirtschaftskrise noch das scharf kritisierte zögerliche Krisenmanagement Erdogans nach dem Erdbeben im Februar mit 50.000 Toten seine Anhänger davon abgehalten, dem islamisch-konservativen Staatschef die Treue zu halten. Zu seinen wichtigsten Wählern gehört die fromme Landbevölkerung im anatolischen Kernland, der Erdogan zu mehr religiöser Freiheit und Wohlstand verholfen hat.

Erste Stichwahl überhaupt in der Türkei

Die Präsidentschaftswahl ist historisch - nicht nur, weil es die erste Stichwahl in dem Land überhaupt war, sondern auch, weil sie als besonders richtungsweisend angesehen wird. Erdogan, einst Hoffnungsträger des Westens, wird vorgeworfen, mit zunehmend harter Hand zu regieren und das Land in den vergangenen zwei Jahrzehnten in eine Autokratie geführt zu haben.

Kilicdaroglu und das hinter ihm vereinte Oppositionsbündnis aus sechs Parteien hatten für den Fall eines Wahlsiegs die Wiederherstellung der Demokratie und die Abschaffung des von Erdogan eingeführten Präsidialsystem angekündigt. Noch am Wahltag, nach der Stimmabgabe in Ankara, hatte Kilicdaroglu seine Landsleute dazu aufgerufen, "für echte Demokratie und Freiheit in diesem Land zu stimmen" und "die autoritäre Regierung loszuwerden".

Erdogans Wiederwahl könnte nun bedeuten, dass dieser seine Macht weiter zementiert. Sein hartes Vorgehen gegen Andersdenkende und die Inhaftierung zahlreicher Oppositioneller werden in der westlichen Welt mit Sorge gesehen. Auch Erdogans Außenpolitik stößt zunehmend auf Kritik: So pflegt der Staatschef - trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - gute Beziehungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin und blockiert seit Monaten den NATO-Beitritt Schwedens.

Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erhalten. Umfragen vor der ersten Runde hatten den sozialdemokratischen Oppositionschef vorn gesehen. Anders als vorhergesagt landete Erdogan dann jedoch knapp fünf Prozentpunkte vor Kilicdaroglu und verfehlte die absolute Mehrheit nur knapp.

Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa

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