Politik

Telefonat mit Moskau Erdogan ruft Putin zu "einseitiger Waffenruhe" auf

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Erdogan hat bereits in der Vergangenheit seine guten Beziehungen genutzt, um in dem Konflikt zu vermitteln.

(Foto: AP)

Das orthodoxe Weihnachtsfest steht an. Für kirchliche und politische Oberhäupter ein Anlass, Russland zu einer Waffenruhe in der Ukraine aufzurufen. Dabei hatte der Kreml zuletzt erklärt, eine solche Feuerpause werde es nicht geben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den russischen Staatschef Wladimir Putin aufgerufen, eine "einseitige Waffenruhe" in der Ukraine zu erklären. Während eines Telefongesprächs habe Erdogan gesagt, dass "Aufrufe zu Frieden und Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew von einer einseitigen Waffenruhe und einer Vision für eine faire Lösung" begleitet werden sollten, erklärte das türkische Präsidialamt. Erdogan will im Tagesverlauf auch noch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprechen.

Der türkische Präsident hat bereits in der Vergangenheit seine guten Beziehungen zu Moskau und Kiew genutzt, um in dem Konflikt zu vermitteln. So half die Türkei dabei, das von der UNO unterstützte Getreideabkommen auf den Weg zu bringen. Der Kreml hatte zuletzt erklärt, eine solche Feuerpause werde es nicht geben.

Russland sei zu einem Dialog mit der Ukraine bereit, diese müsse aber zunächst die bekannten Bedingungen erfüllen und die neuen "territorialen Realitäten" berücksichtigen, lautete die Antwort aus dem Kreml. Die Ukraine muss Putin zufolge Gebietsverluste hinnehmen, bevor es zu Gesprächen zwischen den beiden Ländern kommen kann. Dem Westen käme mit seinen Waffenlieferungen, Informationen und Ratschlägen eine zerstörerische Rolle zu, habe Putin dem türkischen Präsidenten Erdogan in einem Telefonat gesagt, teilte das russische Präsidialamt mit.

Derweil forderte der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill eine Waffenruhe während der orthodoxen Weihnachtsfeiertage. "Ich, Kirill, Patriarch von Moskau und ganz Russland, rufe alle Seiten, die an dem internen Konflikt beteiligt sind, dazu auf, das Feuer einzustellen und eine Weihnachtswaffenruhe vom 6. Januar um 12.00 Uhr bis 7. Januar um 24.00 Uhr herzustellen, damit die Gläubigen die Messen an Heiligabend und am Tag von Christi Geburt besuchen können", hieß es in einem Aufruf. Die Ostkirchen feiern Weihnachten nach dem julianischen Kalender am 7. Januar.

Seit Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist es der erste Aufruf Kirills zur zumindest befristeten Einstellung von Kampfhandlungen. Kirill gilt als enger Vertrauter Putins und hat den Krieg als Feldzug gegen das Böse gerechtfertigt.

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Nach der Mobilmachung im Herbst versprach er russischen Soldaten die Absolution. Der Tod in diesem Krieg sei eine Art Opfergang, mit der die Person "alle Sünden abwäscht", sagte er damals. Zuletzt saß er bei einer erweiterten Sitzung des russischen Verteidigungsministeriums mit Generälen in einem Saal. In Kiew gilt Kirill deswegen als Kriegstreiber. Wegen der engen Verquickung der russisch-orthodoxen Kirche mit dem Kreml ist in der Ukraine auch die lange dem Moskauer Patriarchat unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche unter Druck geraten.

Zum Jahresende wurde der Kirche das Pachtrecht für das weltberühmte Höhlenkloster in Kiew entzogen. Die Weihnachtsmesse dort wird 2023 die Konstantinopel unterstehende Orthodoxe Kirche der Ukraine veranstalten. Die quasi neue Staatskirche in der Ukraine wurde 2018 mithilfe des damaligen Präsidenten Petro Poroschenko gegründet und hat zunehmend an Einfluss gewonnen.

Quelle: ntv.de, mba/AFP/dpa

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