"Hätte Lösung gefunden"Erdogan vermisst Merkel im Ukraine-Konflikt

Die Türkei pflegt gute Beziehungen zu Russland und der Ukraine. Präsident Erdogan sitzt zwischen den Stühlen und will den Vermittler geben. Aus mehreren Gründen wünscht sich das türkische Staatsoberhaupt Ex-Kanzlerin Merkel zurück.
Nach seinem Besuch in Kiew hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Westen mangelnde Führung bei der Lösung des Ukraine-Konflikts vorgeworfen. "Früher kam (Ex-Bundeskanzlerin Angela) Merkel an und hielt den Schlüssel zur Lösung des Problems in der Hand. So eine Führungsfigur gibt es im Moment nicht", sagte Erdogan einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Nach ihrem Abgang leide Europa unter ernsten Problemen auf der Führungsebene. "Der Westen ist bisher leider daran gescheitert, so etwas wie einen Beitrag zur Lösung des Konflikts beizusteuern", so Erdogan. US-Präsident Joe Biden habe auch noch keinen "positiven Ansatz" gezeigt.
Erdogan hat sich als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine angeboten. Während Kiew das Angebot annahm, fiel die Reaktion aus Moskau zurückhaltend aus. Allerdings soll es ein bilaterales Treffen zwischen Erdogan und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geben, ein genaues Datum steht noch nicht fest. Dem Treffen mit Putin messe er sehr große Bedeutung zu, sagte Erdogan. Sollte der Türkei nach dem Treffen die Vermittlerrolle übertragen werden, würde man die Aufgabe mit Freude zu erfüllen versuchen.
Die Türkei pflegt enge Beziehungen zu Russland und zur Ukraine. Russland liefert dem ressourcenarmen Land beispielsweise Gas. Der Ukraine verkauft Ankara Kampfdrohnen, eine Produktion soll Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge in der Ukraine etabliert werden. Aus beiden Ländern kommen außerdem jährlich Millionen Touristen in die Türkei.
Wegen des massiven russischen Truppenaufmarschs an der Grenze zur Ukraine befürchtet der Westen, dass Russland das Nachbarland angreifen könnte. Die USA, Deutschland und andere westliche Staaten haben Moskau in diesem Fall scharfe Sanktionen angedroht. Am Sonntag bricht Kanzler Olaf Scholz zu seinem Antrittsbesuch nach Washington auf, wo er mit US-Präsident Biden über die Ukraine-Krise beraten will. Am 15. Februar ist Scholz dann bei Putin in Moskau.