Politik

"Der Zeitpunkt ist zufällig" Erste rezeptfreie Verhütungspille in USA vor Zulassung

Bisher ist die nur die "Pille danach" in den USA ohne Rezept erhältlich.

Bisher ist die nur die "Pille danach" in den USA ohne Rezept erhältlich.

(Foto: picture alliance / NTB)

Ende Juni schafft der Oberste Gerichtshof der USA das landesweite Recht auf Abtreibungen ab. Nur wenige Wochen später reicht das Pharmaunternehmen HRA Pharma bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einen "historischen Antrag" für die erste rezeptfreie Verhütungspille ein. Zufall, sagt das Management.

Das Pharmaunternehmen HRA Pharma will die erste rezeptfreie Verhütungspille in den USA anbieten. Das französische Unternehmen hat einen Antrag bei der US-Arzneimittelbehörde FDA für seine östrogenfreie Minipille Opill eingereicht. Der Antrag sieht vor, dass HRA Pharma die Verhütungspille künftig ohne Rezept verkaufen darf.

Das Unternehmen geht davon aus, dass die FDA die Zulassung in der ersten Jahreshälfte 2023 erteilen wird. Eine Bearbeitungszeit von zehn Monaten sei für solche Anträge die Regel, sagte HRA-Pharma-Manager Frederique Welgryn. Er sprach von einem "historischen Antrag", einen Zusammenhang mit dem jüngsten Abtreibungsurteil des Obersten Gerichtshofs der USA wollte er aber nicht bestätigen. "Der Zeitpunkt ist zufällig. Wir arbeiten seit sieben Jahren an dem Antrag", sagte Welgryn. Eine sichere und wirksame Verhütungspille rezeptfrei anzubieten, werde mehr Frauen einen Zugang zu Verhütungsmitteln "ohne unnötige Hürden" ermöglichen.

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte das landesweite Grundrecht auf Abtreibungen Ende Juni abgeschafft. US-Präsident Joe Biden sprach von einem "grausamen Urteil", das die USA um 150 Jahre zurückwerfe. Vor allem republikanisch geprägte US-Bundesstaaten hatten anschließend Abtreibungsverbote erteilt und Abtreibungskliniken geschlossen.

Deutschland hinkt hinterher

Mehr zum Thema

Aktuell ist in den USA nur die "Pille danach" in Notfällen rezeptfrei erhältlich. Diese muss allerdings binnen drei Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Iffath Abbasi Hoskins, der Präsident der amerikanischen Geburtshelfer- und Gynäkologen-Vereinigung, sprach mit Blick auf den Antrag von HRA Pharma von einer positiven Entwicklung: "Wir wissen, dass Verhütung keine Lösung für Abtreibungen ist. Aber die rezeptfreie Pille wird vielen Menschen helfen, ihre Zukunft zu planen."

Die höchst umstrittene Entscheidung des Supreme Courts hatte bereits zu Überlegungen geführt, wie der Zugang zu Verhütungsmitteln verbessert werden kann, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. In Ländern wie Brasilien, Griechenland, Mexiko und Portugal gibt es bereits Verhütungspillen ohne Rezept. Unter anderem in Deutschland ist dagegen nach wie vor ein Rezept von einer Ärztin oder einem Arzt nötig. Nur die "Pille danach" gibt es in Deutschland seit 2015 auch rezeptfrei in Apotheken.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen