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Ukrainetalk bei Maischberger "Es lohnt sich, uns weiter zu unterstützen"

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"Man traut uns viel mehr zu", sagt Melnyk bei Maischberger.

"Man traut uns viel mehr zu", sagt Melnyk bei Maischberger.

Der Beginn der Offensive der ukrainischen Armee im Osten des Landes verläuft vielversprechend. Möglich ist sie durch Waffen aus dem Westen. Der scheidende Botschafter Melnyk rechnet damit, dass Deutschland seine Zurückhaltung bei der Lieferung schwerem Geräts aufgibt. In wenigen Wochen könnte es so weit sein, sagt er bei "Maischberger".

Der Krieg in der Ukraine ist in eine neue Phase eingetreten. Seit Freitag läuft eine Großoffensive der ukrainischen Armee, die bisher laut jüngsten Angaben der ukrainischen Führung im Osten des Landes eine Fläche von knapp 4000 Quadratkilometern befreit hat. Das ist knapp fünfmal so viel wie die Stadt Hamburg, Speckgürtel inbegriffen.

Unterdessen haben am Dienstag zum ersten Mal seit Ende Mai Bundeskanzler Olaf Scholz und Russlands Präsident Wladimir Putin miteinander telefoniert. Dabei habe Scholz schnelle Friedensverhandlungen gefordert, teilte ein Regierungssprecher mit. Doch so weit scheint es im Moment noch nicht zu sein. Experten gehen deswegen davon aus, dass der Westen möglicherweise bald neue Waffen an die Ukraine liefert. Zu ihnen gehört der Militärexperte Carlo Masala, der am Dienstagabend gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk Gast in der ARD-Talkshow "Maischberger" war.

"Grandioser militärischer Erfolg"

Masala nannte die Offensive der ukrainischen Armee einen "grandiosen militärischen Erfolg". Von einem Wendepunkt des Krieges will er jedoch noch nicht sprechen, dazu sei es noch zu früh. Entscheidend sei nun, ob es der russischen Armee gelingen könne, eine neue Verteidigungslinie aufzustellen. "Dann wäre es keiner", sagt Masala. Wichtig sei, dass die Ukrainer die russische Armee im Kampfgebiet im Osten der Ukraine in Bewegung hielten. Unklar sei zudem das Verhalten der russischen Armee im Süden der Ukraine. "Da besteht die Möglichkeit, dass die sich ergeben."

Die ukrainische Armee habe die Offensive lange vorbereitet, erklärt Masala. Es sei ihr gelungen, die russischen Streitkräfte von der Logistik abzuschneiden, "durch die Zerstörung von Brücken und dadurch, dass sie Munitionsdepots in die Luft gejagt haben." Die ukrainische Armee habe erreicht, dass die russischen Truppen hauptsächlich in den Süden des Landes verlegt wurden, weil sie den Hauptangriffspunkt in Cherson erwartet hatten. Der Angriff sei nun in der Nähe von Charkiw erfolgt. Die beiden Städte liegen gut 560 Kilometer auseinander.

Die Russen seien durch den Angriff zu keinem geordneten Rückzug fähig gewesen, die Soldaten seien geflohen, sagt Masala. Sie seien ausgelaugt gewesen und hätten zu wenig Munition gehabt. "Jetzt merken sie: Es lohnt sich nicht zu kämpfen. Darum fliehen sie. Dabei haben sie alles stehen und liegen gelassen, weil man Material in so kurzer Zeit nicht zerstören kann."

"Wir haben gute Chancen"

Der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk ist stolz. "Wir wollen noch vor dem Winter so viele Gebiete wie möglich befreien", sagt er bei "Maischberger". "Ich hoffe, dass die ukrainische Armee die Russen auch in Zukunft überlisten kann wie in den letzten Tagen." Dazu sei die Armee nur mit den Waffen aus dem Westen in der Lage gewesen, betont Melnyk. "Auch Sie haben dazu viel beigetragen. Es lohnt sich, uns weiter zu unterstützen." Mittlerweile klappt laut Melnyk auch die Zusammenarbeit zwischen den Verbündeten und der Ukraine. "Man traut uns viel mehr zu", sagt er.

Die Möglichkeiten Russlands seien nun begrenzt, erklärt Masala, Putin könne eine Generalmobilmachung ausrufen, doch dann müssten neue Soldaten erst ausgebildet werden. Sie könnten vielleicht schießen, aber nicht kämpfen. Am Ende seien sie mehr oder weniger "Kanonenfutter", so der Experte.

Für sein Land sei nun die weitere Unterstützung mit Waffen wichtig, sagt Melnyk. Bundesverteidigungsministerin Lambrecht habe den Anspruch, dass Deutschland in Europa eine Führungsrolle übernimmt. "Führung hieße, die Ukraine mit allem zu unterstützen, was nur geht", sagt er.

"Die Weigerung der Ampel, Waffen zu liefern, wird fallen", ist sich Melnyk sicher. "Es ist nur eine Frage der Zeit. Und wir sprechen von Wochen."

Quelle: ntv.de

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