Politik

Filmfestival in AfD-Hochburg "Es werden eher mehr, die begreifen, was auf dem Spiel steht"

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Nicht Cannes, kann aber auch viel: Das Kino-Festival in Bad Saarow.

Nicht Cannes, kann aber auch viel: Das Kino-Festival in Bad Saarow.

Das internationale Kino-Festival "Film ohne Grenzen" eröffnet am Donnerstag zum 13. Mal in Bad Saarow, Brandenburg. Der diesjährige Titel lautet: "Alles Mensch!" Das Festival versteht sich dezidiert als weltoffen, bunt und kreativ. Nicht unbedingt Eigenschaften und Ansprüche, die auf den ersten Blick gut zur AfD passen - die in Brandenburg als gesichert rechtsextremistisch eingestuft ist und in den Umfragen mit großem Abstand auf Platz 1 liegt. Im Interview erklärt Festival-Chefin Susanne Suermondt, was das mit Festival und Gästen macht - und worauf sie hofft.

ntv.de: Über die Jahre, seit 2013, ist das Festival gewachsen und bekannter geworden. Es steht für bunte Vielfalt und kulturelle Offenheit. Solche Ausrichtungen sind inzwischen gesellschaftlich und politisch umstritten. Wie nehmen Sie das wahr?

Susanne Suermondt: Natürlich nehmen wir wahr, dass die kritischen Stimmen gegenüber Vielfalt und Offenheit lauter werden. Auf unserem Festival allerdings nehmen wir eine andere Stimmung wahr: Die Besucher kommen und suchen den Austausch, zeigen sich diskutierfreudig und sind dankbar über den Begegnungsraum, den wir schaffen.

In Brandenburg scheint die AfD in vielen Kommunen fest verankert. Wie wirkt sich das auf das Festival aus?

Noch wirkt es sich gar nicht aus. Uns ist es ein Ansporn, Menschen zusammenzubringen, egal welcher Couleur. Noch geht das gut auf, unser Festival wird besucht von sehr unterschiedlichen Menschen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und der Austausch ist rege und offen. Besucher spiegeln uns eher wider, dass sich ihr Blick gewandelt hat und dass sie mitunter mit neuen Gedanken und Anregungen nach Hause gehen. Die größte Gefahr für die Freiheit der Kultur ist die Angst vor politischer Einflussnahme.

Zehn Jahre nach der Flüchtlingskrise kann der Name des Festivals "(Film) ohne Grenzen - Alles Mensch" auch kritisch gesehen werden. Braucht es nicht Grenzen?

Gerade in der Kultur lautet die klare Antwort: Nein! Kultur lebt vom Überschreiten und Hinterfragen von Grenzen, seien sie politischer, geographischer oder geistiger Natur. Der Name "Film ohne Grenzen" ist nicht nur eine Einladung, sondern eine Haltung.

Würden Sie zustimmen, dass das Festival-Programm (die Filme) traditionell eher Positionen links der Mitte reflektiert/repräsentiert?

Wir denken da nicht in politischen Kategorien. Filmbeiträge zu Umweltfragen, Menschenrechten und Beschreibungen anderer Kulturen sind für alle Menschen gleichermaßen sehenswert, wichtig und lehrreich. Das sind Themen, die für die gesamte Gesellschaft hochaktuell sind.

Müsste sich das Festival auch mit dem wachsenden Zuspruch für die AfD beschäftigen?

Ja, das machen wir längst. Mit unseren ganzjährigen Workshops mit jungen Menschen in der Region fördern wir seit vielen Jahren ein Demokratieverständnis und eine Diskussionskultur. Gerade das Medium Film kann in der Jugendarbeit sehr wirksam eingesetzt werden, aber auch bei Erwachsenen, die unser Filmfest besuchen, für mehr Toleranz und Verständnis sorgen. Das ist unser Beitrag.

Gab es schon Versuche, die öffentliche Förderung des Festivals zu beschneiden?

Nein, mit dieser Thematik mussten wir uns noch gar nicht befassen.

Was, glauben Sie, passiert mit der Landesförderung des Festivals, wenn die AfD in der Landesregierung säße? Oder im Rathaus von Bad Saarow?

Wir sind sehr sicher, dass sich aus der Zivilgesellschaft dann auch noch mehr Kräfte bündeln werden. Das passiert ja jetzt schon.

Wen mobilisieren Sie, um das Festival in einem sich wandelnden Umfeld auf Kurs zu halten?

Seit 13 Jahren arbeiten wir bereits kontinuierlich mit Menschen zusammen, die verstanden haben, wie wichtig unser Festival und unsere Bildungsveranstaltungen im ländlichem Raum sind. Es werden eher mehr, die begreifen, was auf dem Spiel steht.

Wen wird es in Brandenburg länger geben? Das Festival oder die AfD?

Kultur wird sich nie eingrenzen lassen und sich immer einen Weg bahnen.

Mit Susanne Suermondt sprach Nikolaus Blome

Quelle: ntv.de

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