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Ausgang und Mehrheiten unklar Ex-EU-Kommissar Barnier soll für Macron Regierung bilden

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Der 73-jährige Barnier lotet nun die Chancen für eine Regierung aus.

Der 73-jährige Barnier lotet nun die Chancen für eine Regierung aus.

(Foto: picture alliance / abaca)

Sieben Wochen nach der Wahl kommt in die Regierungsbildung in Frankreich Bewegung. Der frühere Brexit-Unterhändler der EU soll im Auftrag von Präsident Macron eine Regierung bilden. Ob Barnier dies allerdings gelingt, ist offen.

Knapp zwei Monate nach der Parlamentswahl hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron den ehemaligen EU-Kommissar Michel Barnier zum Regierungschef ernannt. Der Élysée-Palast teilte mit, Macron habe Barnier den Auftrag gegeben, eine Regierung des Zusammenschlusses zu bilden. Zuvor hatte Macron tagelang Gespräche mit allen politischen Kräften im Parlament geführt, um eine möglichst breite und stabile Regierung auszuloten.

Der 73 Jahre alte Barnier ist ein einflussreicher Kopf bei Frankreichs konservativen Républicains. Er blickt auf eine jahrzehntelange politische Karriere zurück. Er war Umweltminister unter François Mitterrand, Außenminister unter Jacques Chirac und Landwirtschaftsminister unter Nicolas Sarkozy. Der gebürtige Ostfranzose arbeitete zudem mehrfach als EU-Kommissar. Er fungierte außerdem als Brexit-Chefunterhändler der Europäischen Union.

Mit der Entscheidung für Barnier versucht Macron, seine wirtschaftsfreundlichen Reformen zu erhalten. Er widersetzt sich auch den Wünschen der Neuen Volksfront, einer Linkskoalition, die bei den vorgezogenen Wahlen im Juli die meisten Sitze im Parlament gewann, nachdem sie im Wahlkampf versprochen hatte, Macrons Änderungen am Rentensystem rückgängig zu machen.

Macron wird Macht abgeben müssen

Ob Barnier eine mehrheitsfähige Regierung aufstellen kann, ist offen. Die Konservativen hatten betont, nicht Teil einer Regierung sein zu wollen. Sie dürften eine Regierung von Barnier aber zumindest dulden. Die Unterstützung des Macron-Lagers dürfte dem neuen Regierungschef gewiss sein. Schwer absehbar ist aber, wie er nötige Stimmen aus dem linken Lager bekommen könnte. Möglich, dass ihn am Ende die Rechtsnationalen dulden - aus Zuspruch für Barniers restriktive Positionen im Bereich Migrationspolitik.

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Mit dem Regierungswechsel wird der Liberale Macron Macht abgeben müssen. Der Premier wird als Leiter der Regierungspolitik wichtiger. In der Außenpolitik behält Macron die Oberhand.

Bei der vorgezogenen Parlamentswahl war das Linksbündnis Nouveau Front Populaire vor Macrons Mitte-Kräften und dem rechtsnationalen Rassemblement National um Marine Le Pen vorne gelandet. Eine absolute Mehrheit erhielt keines der Lager. Lange stockte daher die Regierungsfindung - zum Teil auch absichtlich wegen der Olympischen Spiele. Die Herausforderung war es für Macron vor allem, einen Premier zu finden, der keine Mehrheit gegen sich aufbringt und somit durch ein Misstrauensvotum gestürzt werden könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP/DJ

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