Politik

"Die größte Gefahr" Ex-US-General zweifelt am westlichen Siegeswillen

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Schmerzhafte Analyse: Als früherer Befehlshaber der US-Streitkräfte kennt Ben Hodges die Schwächen der europäischen Verteidigungspolitik.

Schmerzhafte Analyse: Als früherer Befehlshaber der US-Streitkräfte kennt Ben Hodges die Schwächen der europäischen Verteidigungspolitik.

(Foto: picture alliance / Eventpress)

Das sanierungsbedürftige deutsche Schienennetz sorgt bei NATO-Strategen für Kopfschütteln. Im Falle eines russischen Angriffs wäre es nicht auf den schnellen Transport großer Mengen von Panzern ausgelegt. Ex-US-General Hodges sieht darin ein Indiz für die fehlende Kriegstüchtigkeit des Bündnisses.

Der ehemalige US-General Ben Hodges hat Zweifel am Siegeswillen der westlichen Verbündeten bei der Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geäußert. Das Jahr 2024 werde ein Jahr des industriellen Ringens, sagte der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa auf einem Symposium der Bundeswehr zum neuen Verteidigungsplan Deutschlands. "Den Russen wird klar, dass sie die Ukraine nicht zu Boden bringen können. Die Ukraine - derzeit - kann Russland nicht zu Boden bringen." So stehe nun ein Rennen darum an, ob Russland oder die westlichen Verbündeten schneller ihre Industrie hochfahren und Munition produzieren können.

"Aus der Geschichte wissen wir, dass Krieg ein Willenstest ist und ein Test für die Logistik. Zweifellos haben die Ukrainer einen überlegenen Willen", sagte er. "Haben Berlin, Washington, haben wir einen dem Kreml überlegenen Willen? Derzeit bin ich mir nicht sicher. Das ist für uns die größte Gefahr."

Deutsche Bahn nicht für Militärtransporte gewappnet

Hodges erinnerte daran, schon im Jahr 2018 einen Ausbau der deutschen Infrastruktur - Autobahnen, Brücken und Bahngleise - für den schnellen Transport größerer Mengen schwerer Waffensysteme und Panzer angemahnt zu haben. Die Erfordernisse für die Abschreckungen gingen über Waffen und Soldaten hinaus, sagte er dazu. Die nötige Logistik müsse unter dem Regelwerk des Friedens funktionieren, wenn ein Staat dies als Abschreckung anlege und das Bündnis diese Schritte schon vor einem bewaffneten Konflikt vollziehen wolle.

Für den Militärtransport mangele es an Zügen, sagte Hodges. "Heute gibt es Kapazitäten für den Transport von eineinhalb Panzerbrigaden, glaube ich. Insgesamt. Das ist alles", sagte Hodges. "Und alle unsere Pläne erfordern es, acht, neun oder zehn Panzerbrigaden gleichzeitig in Europa zu bewegen." Der Mangel sei aber nicht Fehler der Deutschen Bahn, sondern Fehler der Regierung. Um einen Krieg zu verhindern, müsse man demonstrieren, dass man bereit für diesen sei, sagte Hodges. Er ermunterte Deutschland, auf dem weiteren Weg Risiken und Fehler in Kauf zu nehmen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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