Verdacht auf Korruption Fahnder durchsuchen 200 ukrainische Rekrutierungsbüros
22.08.2023, 20:06 Uhr Artikel anhören
Bereits Zehntausende ukrainische Soldaten verloren im Krieg ihr Leben.
(Foto: picture alliance / AA)
Nicht nur in Russland versuchen Männer sich dem Kriegsdienst zu entziehen, auch in der Ukraine. Dort wird ein weitreichendes Netz an Korruption vermutet. Fahnder führen deshalb Razzien in 200 Büros durch. Präsident Selenskyj hatte zuvor bereits einen radikalen Schritt unternommen.
Im Zuge von Korruptionsermittlungen haben ukrainische Fahnder Razzien in mehr als 200 Rekrutierungsbüros für das Militär vorgenommen. Die Ermittler hätten "in fast allen Regionen des Landes groß angelegte Korruptionssysteme aufgedeckt", teilte die Staatsanwaltschaft auf Telegram mit.
Unter anderem seien Beamte bestochen worden, damit sie einen Behindertenausweis ausstellten oder eine Person als dienstunfähig einstuften. Die Schmiergelder hätten es den Zahlenden ermöglicht, "den Militärdienst hinauszuzögern oder zu vermeiden".
Bereits Anfang August hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj alle Leiter der für die Rekrutierung zuständigen Regionalbüros entlassen. Er prangerte dabei ein System an, das Wehrpflichtigen die Schleusung außer Landes ermöglicht habe. Nach einer Inspektion durch Staatsanwaltschaft, Anti-Korruptionsbehörden und den Geheimdienst SBU seien 112 strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden, teilte Selenskyj weiter mit. Verstöße habe es unter anderem in den Regionen Donezk, Poltawa, Winnyzja, Odessa und Kiew gegeben.
Kiew will Chance auf EU-Beitritt erhöhen
Für die Neubesetzung der Posten soll der Armeechef laut Empfehlung des Nationalen Sicherheitsrats Soldaten auswählen, die über Kampferfahrung verfügten und von den Geheimdiensten überprüft worden seien, teilte die Präsidentschaft mit.
Für seine Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen hatte Kiew überall im Land neue Soldaten rekrutiert. Die jüngsten Razzien verdeutlichen auch die Bemühungen der Führung in Kiew, konsequenter gegen Korruption und Bestechung im Land vorzugehen. Die Europäische Union hat Fortschritte bei der Bekämpfung der Korruption zu einer Bedingung für den von der Ukraine angestrebten EU-Beitritt gemacht.
Quelle: ntv.de, als/AFP