Politik

Scheitert das Neun-Euro-Ticket? Fahrgastverband fürchtet Blamage

"Pro Bahn" fürchtet, dass die Ticket-Aktion nach hinten losgeht, wenn der Bund nicht genug Geld bereitstellt.

"Pro Bahn" fürchtet, dass die Ticket-Aktion nach hinten losgeht, wenn der Bund nicht genug Geld bereitstellt.

(Foto: IMAGO/Hanno Bode)

Der Bundestag stimmt heute über die Finanzierung des geplanten Neun-Euro-Monatstickets für Busse und Bahnen ab. Der Bund soll demnach 2,5 Milliarden Euro bereitstellen - viel zu wenig, bemängelt der Fahrgastverband "Pro Bahn". Er warnt vor "katastrophalen Zuständen".

Der Fahrgastverband "Pro Bahn" hat vor einem Scheitern des Neun-Euro-Tickets am Freitag im Bundesrat gewarnt. "Platzt das Neun-Euro-Ticket, dann wäre das eine Blamage der Politik hoch Drei", sagte Pro-Bahn-Ehrenpräsident Karl-Peter Naumann der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Er forderte Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf, "noch eine Schippe draufzulegen".

Konkret müsse der Bund die Länder auch bei den absehbaren Mehrkosten für zusätzliche Züge und Personal unterstützen, den Corona-Ausgleich vollständig übernehmen und Hilfen für die gestiegenen Dieselpreise für ÖPNV-Busse gewähren. "Es geht nicht um Milliarden, aber um Millionen", sagte Naumann.

Mit den bislang vom Bund zugesagten 2,5 Milliarden Euro kämen die Länder nur hin, wenn keine zusätzlichen Züge fahren würden. Dann aber drohe eine heillose Überlastung. "Die Verkehrsbetriebe müssen wirklich alles, was fahren kann, in den drei Monaten auch auf die Schiene bringen."

Naumann sieht in dem Ticket Potenzial. Berufspendler würden "mit Sicherheit" vom Auto auf Busse oder Bahnen umsteigen, "wenn diese nicht überfüllt sind". Auch für Shoppingtouren oder Ausflüge und Reisen könne das Ticket genutzt werden. Aber gerade bei beliebten Zielen, etwa Sylt, den Alpen oder der Ostsee, drohten "katastrophale Zustände" und "ein Hauen und Stechen". Es werde zu "enormen Frust-Situationen kommen, die auch für das Bahnpersonal sehr unschön werden können", warnte Naumann.

Das Neun-Euro-Ticket ist Teil des Entlastungspakets für Bürger, das die Bundesregierung zur Abfederung der enorm gestiegenen Energiekosten auf den Weg gebracht hat. An diesem Donnerstagabend befasst sich der Bundestag mit der Änderung des Regionalisierungsgesetzes, in dem das Neun-Euro-Ticket enthalten ist; am Freitag soll dann der Bundesrat abstimmen, damit das Gesetz zum kommenden Monat in Kraft treten kann.

Union spricht von "Schnellschuss"

Die Unionsfraktion im Bundestag kritisiert das Angebot als "Schnellschuss". "Der Bund entlastet ÖPNV-Nutzer auf Kosten der Branche. Auf der anderen Seite kommt er seiner Verpflichtung zum Erhalt und weiteren Ausbau des ÖPNV nicht ausreichend nach", sagte Michael Donth, Experte für ÖPNV- und Schienenthemen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zunächst müsse der ÖPNV "attraktiver und dichter werden", erst danach könne "man darüber nachdenken, eventuell die Preise zu senken", so Donth weiter.

Gelten soll das Ticket für jeweils neun Euro pro Monat bundesweit im ÖPNV für den Zeitraum Juni, Juli und August. Dabei will der Bund die prognostizierten Ticket-Mindereinnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro den Ländern zwar vollständig erstatten. Ein Streitpunkt ist aber, dass die Länder auf mehr Geld vom Bund auch über die erwarteten Einnahmeausfälle durch die zeitweilige Absenkung der Ticketpreise hinaus dringen - unter anderem wegen der höheren Energiepreise für die Verkehrsbetriebe.

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So hatten zuletzt etwa der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann von den Grünen und dessen bayerischer Kollege Christian Bernreither vor einem Aus für das Neun-Euro-Ticket im Bundesrat gewarnt. Der CSU-Politiker Bernreither forderte im "Straubinger Tagblatt" erneut 1,5 Milliarden Euro zusätzlich für den Regionalverkehr.

SPD-Fraktionsvize Detlef Müller sprach sich gegenüber dem RND dafür aus, die 1,5 Milliarden Euro, die bereits im Koalitionsvertrag vorgesehen seien, in die "Haushaltsplanungen für 2023" aufzunehmen. Außerdem forderte er die Union zur Unterstützung in der Länderkammer auf: "Das Ticket ist ein unschlagbares Angebot, das wir jetzt auch machen müssen. Ich sehe daher keine guten Gründe für eine Blockade im Bundesrat."

Quelle: ntv.de, ino/AFP

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