"Zahlen würden fallen" Fauci fordert "Reset" im Kampf gegen Corona
15.07.2020, 21:41 Uhr
Widerspricht schon mal dem Präsidenten: Anthony Fauci.
(Foto: REUTERS)
Die Corona-Krise in den USA ist längst nicht ausgestanden, auch wenn das Weiße Haus dies gern so hätte. Regierungsberater Fauci fordert vielmehr einen "Reset" und richtige Maßnahmen. Aber auch zu den Angriffen aus dem Trump-Lager äußert er sich.
Der Seuchenexperte und US-Regierungsberater Anthony Fauci hat im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie in den USA einen teilweisen Neuanfang gefordert. Es müsse "der Reset-Knopf gedrückt" werden, sagte Fauci in einem Interview des Magazins "The Atlantic" zur Frage, was besser gemacht werden könne.
"Ich meine damit nicht, dass alle einen Lockdown vollziehen." Man müsse vielmehr "eine Auszeit nehmen" und dafür sorgen, dass alle an einem Strang ziehen. Wenn die nun von hohen Fallzahlen betroffenen Bundesstaaten beschließen würden, es einige Wochen lang richtig zu machen - etwa mit einer Maskenpflicht - "garantiere ich, dass diese Zahlen fallen würden".
Fauci sprach zudem von einem "etwas bizarren" Versuch von einigen Mitarbeitern des Präsidialamts, ihn zu diskreditieren. "Ich glaube, wenn Sie mit vernünftigen Leuten im Weißen Haus reden, erkennen diese, dass es ein schwerwiegender Fehler von ihnen war, weil es nur auf sie zurückfällt", erklärte er. "Und ich glaube nicht, dass das ihre Absicht war."
Beratung läuft über Pence
Fauci berät nach eigenen Angaben Präsident Donald Trump inzwischen nicht mehr direkt, sondern über Vizepräsident Mike Pence. Es gebe dabei keinen Zweifel, dass dieser den Experten zuhöre, jeden Tag.
Der renommierte Immunologe ist der amerikanischen Bevölkerung durch frühere Pressekonferenzen der Regierung bekannt. Die Spannungen zwischen ihm und dem Präsidenten haben zuletzt zugenommen. Aus dem Umfeld des Präsidenten gab es zudem Angriffe auf den Mediziner. Am Wochenende etwa hatte das Präsidialamt eine Liste von Faucis Aussagen aus der Anfangszeit der Pandemie verbreitet, die sich später als falsch erwiesen haben sollen.
Die "New York Times" wertete die Liste des Weißen Hauses als Versuch, die Glaubwürdigkeit des Experten zu untergraben. Viele Gesundheitsexperten waren entsetzt. Fauci erklärte nun zu diesem Dokument: "Das ganze Ding ist falsch." Er wisse nicht, warum das Präsidialamt dies getan habe.
Zuletzt schrieb Trumps Handelsberater Peter Navarro in einem Gastbeitrag für "USA Today", Fauci habe in jedem Punkt, in dem er mit ihm in der Krise zu tun gehabt habe, falsch gelegen. "Wenn Sie mich also fragen, ob ich auf Dr. Faucis Rat höre, ist meine Antwort: nur mit Skepsis und Vorsicht." Trump sagte zu dem Gastbeitrag: "Das ist Peter Navarro, aber ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Dr. Fauci." Er fügte hinzu: "Wir sind alle im gleichen Team, inklusive Dr. Fauci." Trump selbst hatte dem Immunologen allerdings Ende vergangener Woche vorgeworfen, "viele Fehler" gemacht zu haben.
Fauci konterte die Vorwürfe aus dem Trump-Lager. "Ich glaube, dass man anerkannten medizinischen Autoritäten im Wesentlichen vertrauen kann. Ich halte mich für einen von ihnen, deshalb denke ich, Sie können mir trauen", sagte er laut dem britischen "Guardian" bei einem virtuellen Forum der Georgetown-Universität in Washington.
Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa