Neue Eskalation in Idomeni Flüchtlinge wehren sich gegen Räumung
05.05.2016, 19:02 Uhr
Flüchtlinge und Polizisten geraten erneut gegeneinander: Die Einsatzkräfte haben Weisung, auch mit harten Mitteln gegen die Menschen vorzugehen.
(Foto: AP)
Selbst Kinder legen sich aus Protest auf die Schienen, als die griechische Polizei damit beginnt, das improvisierte Flüchtlingslager in Idomeni zu räumen. Sie hoffen noch immer, dass sich die Grenze öffnet. Doch die Polizei hat Weisung, notfalls mit Härte vorzugehen.
Im Flüchtlingscamp Idomeni haben Spezialkräfte der griechischen Polizei offenbar mit einem erneuten Räumungsversuch begonnen. Wie "Spiegel Online" unter Berufung auf einen Regierungssprecher berichtete, sollen die Gleise für den Güterverkehr wieder befahrbar gemacht werden. Rund 2000 Flüchtlinge leben derzeit an dem Bahnübergang nach Mazedonien - und hoffen noch immer, dass sich die Grenze irgendwann öffnen wird. Aus Protest gegen die Räumung legten sich etwa hundert Menschen - darunter auch Kinder - auf die Bahnschienen. Es kam zu Rangeleien. Die Polizei habe laut Bericht Weisung, im Falle anhaltenden Widerstands notfalls auch andere Mittel einzusetzen.
Seit fast sieben Wochen halten die Flüchtlinge und Migranten den für die griechische Wirtschaft wichtigen Bahnübergang besetzt, sodass keine Güter über diese Route transportiert werden können. Die Entscheidung, die Bahntrasse freizumachen, war offenbar am Mittwoch von der Polizei und den lokalen Behörden getroffen worden. Bis Samstag soll die Räumung abgeschlossen sein. Das gesamte Lager, in dem noch immer rund 10.000 Menschen leben, soll bis Ende Mai geräumt sein.
Die griechische Regierung hatte deshalb am Morgen auch die Hilfsorganisationen vor Ort dazu aufgerufen, zu helfen. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die 10.000 Flüchtlinge freiwillig aus dem Lager an der Grenze zu Mazedonien in staatlich organisierte Lager zögen. Wenn Idomeni nicht gewaltsam geräumt werden solle, müssten auch die Hilfsorganisationen zur Umsiedlung aufrufen, erklärte der griechische Minister für Migration, Ioannis Mouzalas, der Athener Tageszeitung "Kathimerini".
Zustrom nach Griechenland ebbt ab
Hinzu komme, dass sich die Bewohner des Dorfes zunehmend über die Probleme, die durch das improvisierte Flüchtlingslager entstünden, beschwerten. Dem Bericht zufolge erwartet Mouzalas, dass 40.000 Flüchtlinge und Migranten für einen längeren Zeitraum in Griechenland bleiben werden. Wegen der Schließung der mazedonischen Grenze stecken mehr als 54.000 Menschen im Land fest. Die meisten wollen weiter nach Mittel- und Nordeuropa, viele geben Deutschland als Ziel an.
Nach der Schließung der Balkanroute und dem EU-Abkommen mit der Türkei über eine Rücknahme illegaler Einwanderer ist der Flüchtlingszustrom aus der Türkei nach Griechenland deutlich abgeebbt. Binnen 24 Stunden kamen bis Donnerstagmorgen nur 87 Migranten an. Das teilte der Stab für die Flüchtlingskrise in Athen mit. Am Vortag waren es 55 gewesen. Im April waren insgesamt 3469 Menschen angekommen. Bislang sind knapp 400 Menschen in die Türkei zurückgeschickt worden.
Quelle: ntv.de, jug/dpa