Politik

Raúl Castro empfängt Papst Franziskus wirbt für Versöhnung mit USA

Raúl Castro empfängt Papst Franziskus bei seiner Kuba-Reise: Das Oberhaupt der katholischen Kirche mahnt zu mehr "Freiräumen".

Raúl Castro empfängt Papst Franziskus bei seiner Kuba-Reise: Das Oberhaupt der katholischen Kirche mahnt zu mehr "Freiräumen".

(Foto: dpa)

Die Kuba-Reise von Papst Franziskus steht ganz im Zeichen der Annäherung zwischen den ehemaligen Erzfeinden. Als Vermittler balanciert Franziskus zwischen Lob für den Fortschritt und Mahnung an die Arbeit, die noch getan werden muss.

Papst Franziskus hat zum Beginn seiner Kuba-Reise mehr religiöse Freiheit in dem kommunistischen Staat gefordert und zu einer weiteren Annäherung an die USA aufgerufen. Die katholische Kirche wolle das kubanische Volk auf seinem Weg begleiten, "in Freiheit und mit allen notwendigen Mitteln und Freiräumen", betonte der 78-Jährige nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Havanna.

Die Annäherung zwischen Kuba und den USA lobte der Argentinier als "ein Vorbild der Versöhnung für die ganze Welt." Franziskus selbst hatte die Annäherung der einstigen Erzfeinde vermittelt, seit Juli haben beide Staaten wieder Botschaften im anderen Land. Am Dienstag reist Jorge Mario Bergoglio in die USA weiter, er ist der erste Papst, der die beiden Länder während einer Reise besucht. Er ermuntere die verantwortlichen Politiker, weiter auf dem Weg der Versöhnung voranzuschreiten, sagte der Papst. "Als Beweis für den erhabenen Dienst, den zu leisten sie berufen sind für den Frieden und das Wohlergehen ihrer Völker."

Raúl Castro empfängt Papst

Franziskus ist nach Johannes Paul II. und Benedikt XVI. als dritter Papst auf Kuba. Empfangen wurde er von Staatschef Raúl Castro. Franziskus bat Raúl Castro, seinem Bruder Fidel - dem Anführer der Revolution von 1959 - "den Ausdruck meiner speziellen Achtung und Ehrerbietung" zu übermitteln. Raúl Castro bezeichnete das seit fast 55 Jahren bestehende US-Handelsembargo als "grausam, unmoralisch und illegal" und forderte die rasche Aufhebung. Die auf Vermittlung des Vatikans erfolgte Annäherung und Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Vereinigten Staaten könne nur "ein erster Schritt sein".

Auch die Militärbasis in Guantánamo müsse zurückgegeben werden. Vor dem Besuch hatte er mit US-Präsident Barack Obama in einem Telefonat über eine weitere Annäherung gesprochen. Das Telefonat der Staatschefs war deren erstes direktes Gespräch seit ihrer historischen Begegnung beim Amerika-Gipfel in Panama im April. Zur Enttäuschung kubanischer Dissidenten, die ein Signal des Papstes gegen Menschenrechtsverletzungen fordern, war mit ihnen kein Treffen geplant. Er bat aber, auch all diejenigen zu grüßen, "die ich aus verschiedenen Gründen nicht werde treffen können".

Tausende bejubeln Ankunft

Am Flughafen war der Papst mit Applaus und Sprechchören empfangen worden, auch bei seiner Fahrt durch Havanna jubelten ihm Tausende Menschen zu. Mit Spannung wird erwartet, ob der Papst während der Reise noch Worte zum Umgang mit Dissidenten findet - oder ob er das Thema ausklammern wird.

Der Aufruf "Möge Kuba sich der Welt öffnen und die Welt sich öffnen für Kuba" von Johannes Paul II. bei seiner ersten Kubareise gilt heute als wegweisend für den Entspannungsprozess, der damals eingeleitet wurde. Kubas Führung tritt heute für Religionsfreiheit ein. Auch während seiner Reise beschäftigt Franziskus die Situation der Flüchtlinge in Europa. Vor seiner Abreise am Samstag besuchte der Papst eine syrische Flüchtlingsfamilie, die im Vatikan untergekommen ist. Ihr Schicksal habe ihn "sehr bewegt", sagte er im Flugzeug. "Man hat in diesen Gesichtern den Schmerz gesehen", berichtete er nach dem Treffen mit der vierköpfigen Familie. "Ich glaube, dass die Welt heute nach Frieden dürstet", sagte er.

Quelle: ntv.de, jgu/dpa

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