Wegen Beihilfe zum Mord Frau des Attentäters muss Anklage fürchten
15.06.2016, 07:13 Uhr
Die Polizei hat das Appartement von Mateen abgeriegelt.
(Foto: imago/Xinhua)
Sie weiß, dass ihr Mann plant, Menschen zu töten. Sie ist sogar dabei, als er Munition für den Anschlag kauft. Doch Noor Salman, die Frau des Attentäters von Orlando, sagt nichts. Und sie warnt niemanden. Dafür könnte sie nun in den USA angeklagt werden.
Der zweiten Frau des Attentäters von Orlando, Noor Salman, könnte eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord von 49 Menschen drohen. Das berichtete der US-Sender NBC am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Justizkreise. Dem Bericht zufolge wusste sie von den Anschlagsplänen ihres Mannes und will versucht haben, ihn davon abzubringen. Allerdings sei sie auch dabei gewesen, als er Munition und ein Holster gekauft habe.
Nach anderen Berichten hatte Omar Mateen in Orlando auch das berühmte Disneyland im Blick. NBC berichtete, die Frau habe zugegeben, ihren Mann mindestens einmal ins "Pulse", den späteren Anschlagsort, gefahren zu haben. Er habe den Club auskundschaften wollen.
Mateen hatte in der Nacht zum Sonntag 49 Menschen und verletzte 53 weitere in dem Club für Homosexuelle erschossen. Derzeit werden noch 27 Menschen behandelt. Sechs Menschen ringen mit dem Tod, sagten Ärzte. Dramatisch sind Schilderungen von Überlebenden der Terrornacht: Der Attentäter habe systematisch einen Besucher nach dem anderen erschossen. Später habe er nochmals auf Liegende gefeuert, wohl um sicher zu gehen, dass sie tot sind.
BKA prüft Verbindungen nach Deutschland
Das FBI hatte am Montag ausgeschlossen, dass der Attentäter von einem terroristischen Terrornetzwerk Instruktionen erhielt. Mateen soll über das Internet extremistisch inspiriert worden sein. Er hatte sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) berufen. US-Medien berichteten, der 29-Jährige sei vor der Tat häufiger selbst zu Gast in dem Club gewesen. Er soll demnach auch eine Dating-App für Schwule genutzt haben. Das FBI schloss weiter nicht aus, dass es Mittäter oder Helfershelfer gibt. Das Bundeskriminalamt prüft derzeit Verbindungen des Vaters, Siddique Mateen, nach Deutschland.
Dem Massaker folgt eine selten scharfe Debatte über den Umgang mit Muslimen und das Selbstverständnis der USA. "Die Killer von San Bernardino und Orlando waren US-Bürger. Wollen wir jetzt deswegen alle Muslime wegen ihres Glaubens diskriminieren?", fragte US-Präsident Barack Obama.
Neue Debatte um verschärfte Waffengesetze
Der designierte Präsidentschaftskandidat Donald Trump hatte Obamas Kurs zuvor kritisiert. Der Republikaner erneuerte seine Forderung nach einem Einreiseverbot für alle Muslime. Obama unterstellte Trump Gerede und leeres Geschwätz. "Wenn wir alle Muslime über einen Kamm scheren, gehen wir denen auf den Leim, die einen Krieg zwischen dem Islam und dem Westen oder den USA wollen, dann erledigen wir die Arbeit der Terroristen", sagte Obama.
Im US-Kongress kam eine Debatte über eine Verschärfung der Waffengesetze auf. Demokratische Abgeordnete forderten vehement strengere Richtlinien für den Erwerb und das Tragen von Schusswaffen. Die Republikaner im Kongress sind jedoch mit ihrer parlamentarischen Mehrheit gegen Verschärfungen.
Quelle: ntv.de, jug/dpa