Politik

Ambitionen in Hessen und Bayern Freie Wähler wollen Volkspartei werden

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Engin Eroglu, Laura Schulz und Hubert Aiwanger bei einer Wahlkampfveranstaltung der Freien Wähler Hessen Anfang September.

Engin Eroglu, Laura Schulz und Hubert Aiwanger bei einer Wahlkampfveranstaltung der Freien Wähler Hessen Anfang September.

(Foto: IMAGO/Future Image)

Die Flugblatt-Affäre um den Vorsitzenden Hubert Aiwanger hat den Freien Wählern in Bayern und Hessen Auftrieb verschafft. Die Spitzenkandidaten sehen sich bereits auf dem Weg zu einer neuen Volkspartei, die sie als "liberal" beschreiben.

Die Freien Wähler (FW) wollen in Deutschland zur Volkspartei werden. "Wir können neue Volkspartei werden, wenn wir uns nicht in eine ideologische Ecke drängen lassen", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende und Spitzenkandidat der FW in Hessen, Engin Eroglu, dem "Tagesspiegel". "Wir arbeiten hart daran, deutlich mehr Mitglieder überall im Land zu gewinnen", sagte Eroglu. In seinem Landesverband Hessen hat sich die Mitgliederzahl der Partei laut den Zahlen der Partei seit 2019 auf mehr als 900 verdoppelt. Auch im Bundesvorstand ist Eroglu für den Parteiaufbau verantwortlich. Er sieht die Partei nicht als dezidiert konservativ: "Ich sehe die Freien Wähler als liberale Partei der Mitte. Natürlich haben wir Mitglieder, die konservativ sind, aber auch welche, die bei den Grünen waren, so wie ich selbst", sagte der hessische Landesvorsitzende.

Erstmals könnten die Freien Wähler laut dem "Hessen-Trend" des Meinungsforschungsinstituts Insa am kommenden Sonntag den Sprung in den hessischen Landtag schaffen. Es wäre nach Bayern und Rheinland-Pfalz das dritte Landesparlament. "Wenn wir das schaffen, wollen wir auch gern Teil der Landesregierung sein", sagte Eroglu. "Wir können uns eine Koalition mit der CDU sehr gut vorstellen." Der Spitzenkandidat selbst strebt dann den Posten des Ministers für Wirtschaft und Landwirtschaft an. "Wir wollen Schluss machen mit ideologischer Agrarpolitik! Wir brauchen einen Lebensmittelfrieden in Deutschland. Die Bauern dürfen nicht mit immer neuen Bio-Regeln gemaßregelt werden", sagte er der Zeitung.

Die Wahl am 8. Oktober bezeichnete Eroglu als "wichtige Bewährungsprobe" für die Ambitionen der Partei im Bund. 2025 wollen die Freien Wähler "auf jeden Fall" bei der Bundestagswahl antreten, bekräftigte Eroglu. Dies hatte zuvor schon Bundeschef Hubert Aiwanger angekündigt.

Aiwanger-Bruder zu Flugblatt: "Krasser Schülerstreich"

Kurz vor der bayerischen Landtagswahl, die ebenfalls am Sonntag stattfindet, äußerte sich Helmut Aiwanger, Bruder des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten, zu dem antisemitischen Flugblatt aus den 1980er Jahren. "Das war ein krasser Schülerstreich", sagte Aiwanger im Gespräch mit den Funke-Zeitungen. "Natürlich ist der Inhalt des Flugblattes krass und menschenverachtend", sagte Helmut Aiwanger weiter. "Antisemitisch ist es meiner Meinung nach nicht. Diese Beschreibung ärgert mich."

Das Pamphlet war vor mehr als 30 Jahren in der Schultasche des bayerischen Freie-Wähler-Chefs Hubert Aiwanger gefunden worden, der dafür auch schulische Disziplinarmaßnahmen in Kauf nahm. Autor ist nach eigenen Angaben der ältere Aiwanger-Bruder Helmut. Das Flugblatt war im August durch einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" an die Öffentlichkeit gelangt und zum Thema im bayerischen Landtagswahlkampf geworden. Umfragen zufolge legten die Freien Wähler in Bayern nach der Flugblatt-Affäre zu und könnten im Freistaat sogar stärker als die Grünen werden.

Quelle: ntv.de, mau

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen