Brandanschläge in vier Städten Fünf türkische Einrichtungen angegriffen
11.03.2018, 16:56 Uhr
Das Feuer in der Moschee in Berlin-Reinickendorf brach gegen zwei Uhr morgens aus.
(Foto: dpa)
Berlin, Meschede, Itzehoe, Lauffen: In diesen Orten setzen Unbekannte am Wochenende türkische Einrichtungen in Brand. Drei Tatverdächtige kann die Polizei festnehmen. Die Ermittlungen zu den Motiven laufen.
In Deutschland hat es am Wochenende Brandanschläge auf vier türkische Einrichtungen gegeben. Betroffen waren zwei Moscheen, das Domizil eines Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins und ein türkischer Gemüseladen. Zudem wurden die Fenster einer weiteren Moschee eingeschlagen. Verletzt wurde bei allen Taten niemand. Die Ermittlungen zu den Tatmotiven laufen. In einem Fall gab es drei Festnahmen.
Auf einer kurdischen Internetseite, die zu Aktionen gegen die türkische Offensive in Afrin aufruft, wurden Videos geteilt, die angeblich die Anschläge in Meschede und Lauffen zeigen. Es handele sich um eine Aktion kurdischer Jugendlicher, hieß es dort.
In der Nacht zu Sonntag brannte es nahezu zeitgleich in einer Moschee in Berlin und an einem Gebäude des Vereins im nordrhein-westfälischen Meschede. In Itzehoe schlugen Unbekannte am frühen Sonntagmorgen die Fenster einer Moschee ein und legten ein Feuer in einem türkischen Gemüseladen. Ein Passant habe die acht Bewohner über dem Geschäft wachgeklingelt. Sie gelangten unverletzt ins Freie. Die Feuerwehr löschte die Flammen. Zwischen den beiden Gebäuden liegt etwa ein Kilometer, einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten schließt die Polizei nach eigenen Angaben nicht aus.
Am Freitag hatten Unbekannte Brandsätze in eine Moschee in Lauffen nahe Heilbronn (Baden-Württemberg) geworfen. In diesem Fall wird wegen Verdachts des versuchten Mordes und der schweren Brandstiftung ermittelt. Der Imam, der sich in dem Gebäude befand, konnte das Feuer selbst löschen. Den Schaden schätzte die Polizei auf 5000 Euro. In dem Gebäude sind Gemeinschafts- und Fortbildungsräume, einen Teil nutzt der Imam als Wohnung.
"Politisch motivierte Straftat"
In Berlin teilte die Polizei nach dem Anschlag auf eine Moschee mit, dass sie "nach derzeitigen Erkenntnissen von einer politisch motivierten Straftat" ausgeht. Zeugen hätten ein Klirren gehört und drei Jugendliche gesehen, die weggelaufen seien. Eine Fensterscheibe war eingeworfen worden, der Hauptraum sei komplett ausgebrannt. Gemeindemitglieder räumten am Sonntag Trümmer fort und versuchten, durchnässte Gebetbücher und Koran-Ausgaben zu trocknen. "Ein Anschlag auf ein Gotteshaus, egal aus welchem Grund, ist nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar", betonte die Gemeinde.
Drei Molotow-Cocktails wurden nach Polizeiangaben gegen die Fassade des Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins in Meschede geworfen. Als die Rettungskräfte eintrafen, stand noch eine Böschung in Flammen. Noch in Tatortnähe konnten die Beamten ein verdächtiges Auto mit drei Männern erkennen, die dann festgenommen wurden. Sie sind 26 bis 30 Jahre alt.
Quelle: ntv.de, chr/dpa