Corona-Appell der Kanzlerin Für Merkel zählt jetzt jeder Tag
26.10.2020, 11:10 Uhr
Kanzlerin Merkel warnt vor einer Zuspitzung der Lage.
(Foto: imago images/photothek)
Vor dem Hintergrund sprunghaft ansteigender Corona-Fallzahlen findet Kanzlerin Merkel bei einer Sitzung des CDU-Präsidiums am Morgen deutliche Worte. Vor Parteikollegen beschreibt sie die gegenwärtige Lage als "bedrohlich". Zugleich mahnt sie: "Jeder Tag zählt."
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtschef Helge Braun einem Medienbericht zufolge mit einem dramatischen Appell an die CDU-Gremien gewandt. Nach Angaben der "Bild"-Zeitung sagten sie am Morgen auf der CDU-Präsidiumssitzung zu den anwesenden Politikern: "Die Lage ist bedrohlich". Und: "Es zählt jeder Tag."
Aktuell gäbe es alle sieben Tage eine Verdoppelung der Infektionszahlen, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus würden nicht ausreichen, die Gesundheitsämter könnten die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen. Deutschland könne beim Thema Intensivbetten daher bald in eine "schwierige Lage" kommen, warnte Merkel dem Blatt zufolge ihre Parteikollegen. Der Anstieg müsse gestoppt werden. Die Situation sei "hochdynamisch" und "dramatisch".
Das Robert-Koch-Institut meldete am vom frühen Morgen 8685 Neuinfektionen binnen eines Tages. Erfahrungsgemäß sind die Fallzahlen an Sonntagen und Montagen allerdings niedriger als an anderen Tagen, auch weil an Wochenenden weniger getestet wird. Am Montag vor einer Woche hatte die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden bei 4325 gelegen. Am Samstag war mit 14.714 Neuinfektionen dann ein neuer Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland erreicht worden.
"Es stehen uns sehr, sehr schwere Monate bevor"
Merkel hatte am Wochenende erneut betont, Gebot der Stunde sei für alle, die Zahl der Kontakte zu reduzieren. "Es stehen uns sehr, sehr schwere Monate bevor", sagte die CDU-Politikerin laut "Bild"-Zeitung am Sonntag in einer Schaltkonferenz mit den CDU-Fraktionschefs der Bundesländer. Die Kanzlerin gehe von weiter stark steigenden Infektionszahlen aus und rechne damit, dass mindestens bis Februar auch draußen keine größeren Veranstaltungen mehr möglich seien.
In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Appelle für mehr Einheitlichkeit bei den Corona-Auflagen bundesweit gegeben, etwa von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans von der CDU sagte der "Rheinischen Post": "Wir brauchen einen einheitlichen Maßnahmenkatalog. Die Bürger wollen Transparenz, sie wollen wissen, was passiert, wenn ihr Landkreis rot, gelb oder grün eingestuft ist."
Im Laufe des Tages berät Merkel erneut mit den zuständigen Bundesministern im Corona-Kabinett. Am Donnerstag beraten die Länder auf Arbeitsebene, am Freitag kommen ihre Regierungschefs zur Jahreskonferenz zusammen.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa