SPD-Kanzlerkandidatur Gabriel hat es nicht mehr so eilig
20.12.2015, 10:22 Uhr
(Foto: imago/IPON)
Im Oktober rief Sigmar Gabriel sich selbst zum Kanzlerkandidaten der SPD aus. Jetzt tritt er auf die Bremse: "Über die Kanzlerkandidatur entscheiden wir Anfang 2017."
Leichte Abstimmungsschwierigkeiten bei der SPD: Während Parteichef Sigmar Gabriel erklärt, über die Frage nach einem SPD-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl werde erst im Wahljahr entschieden, ruft Fraktionschef Thomas Oppermann Gabriel zum Kanzlerkandidaten aus.
Oppermann sagte Spiegel Online, Gabriel sei als Parteivorsitzender "der natürliche Kanzlerkandidat" der SPD. "Seine erfolgreiche Politik in dieser Bundesregierung prädestiniert ihn dafür, unser Kanzlerkandidat zu sein."
Dagegen sagte Gabriel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zum selben Thema: "Über die Kanzlerkandidatur entscheiden wir Anfang 2017." Allerdings hatte der SPD-Chef schon im Oktober erklärt, er wolle 2017 selbst gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel antreten: "Natürlich will ich Bundeskanzler werden, wenn die SPD mich aufstellen will. Das ist doch gar keine Frage."
Beim SPD-Parteitag war Gabriel kürzlich mit einem äußerst schlechten Ergebnis im Amt bestätigt worden. Lediglich 74,3 Prozent der Delegierten sprachen sich für den Parteichef aus, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab. Im "Spiegel" schloss Gabriel einen Rückzug von der Parteispitze aus. "Ich bin für zwei Jahre wiedergewählt worden", sagte er. "Dabei bleibt es."
Überlegungen, Gabriel könne Fraktionschef werden, um seine Chancen für den Wahlkampf zu erhöhen, wies Oppermann zurück. "Das ist Quatsch. Und es wäre strategisch völlig falsch: Die SPD darf nicht versuchen, gleichzeitig Regierung und Opposition zu sein." Die sich abzeichnenden Niederlagen bei den Landtagswahlen im März spielte Oppermann herunter: "Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt werden ohnehin vor allem landespolitisch entschieden."
In bundesweiten Umfragen liegt die SPD seit Monaten zwischen 23 und 25 Prozent und damit noch unter dem Bundestagswahlergebnis von 2013, als die Sozialdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Peer Steinbrück 25,7 Prozent erreichten.
Quelle: ntv.de, hvo