Politik

Kassenärzte-Chef in Rage Gassen: "Die Patientenversorgung im Land ist akut bedroht"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Findet, dass die ambulante Versorgung im Gegensatz zu Krankenhäusern massiv unterfinanziert ist: Andreas Gassen.

Findet, dass die ambulante Versorgung im Gegensatz zu Krankenhäusern massiv unterfinanziert ist: Andreas Gassen.

(Foto: imago images/Chris Emil Janßen)

Bei einem Treffen von Hunderten Medizinern zählt Kassenärzte-Chef Gassen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung überdeutlich an. Praxen seien überlastet, Personal fehle und es gebe zu viel Bürokratie. Minister Lauterbach soll nun Stellung beziehen.

Etwa 800 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten haben in Berlin vor einem "Praxenkollaps" gewarnt und eine stärkere politische Unterstützung für den ambulanten Bereich in der Medizin gefordert. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte Mediziner aus ganz Deutschland zu dem als Krisensitzung bezeichneten Treffen eingeladen.

KBV-Chef Andreas Gassen sprach von einem ersten und unmissverständlichen Warnzeichen an Gesundheitsminister Karl Lauterbach. "So kann und darf die deutsche Gesundheitspolitik nicht weitergehen!", sagte er. Die ambulante Versorgung sei im Vergleich zu den Krankenhäusern massiv unterfinanziert. Das sei nicht das Jammern von Spitzenverdienern, "sondern es geht darum, dass unsere Patientenversorgung im Land akut bedroht ist".

Die KBV wies bei ihrem Treffen auf Überlastung in den Praxen hin, auf fehlendes Personal und Nachwuchsmangel, kritisierte eine unzureichende digitale Infrastruktur und zu viel Bürokratie. Es drohe ein langsames Sterben der Praxen.

Karl Lauterbach soll Stellung beziehen

Gassen forderte ein Ende der Budgetierung für die Praxen und eine "nachhaltige Finanzierung". Wenn die Politik der Meinung sei, die Krankenkassen könnten dies nicht leisten, dann müssten dafür Steuergelder in die Hand genommen werden. Gefordert wurde zudem eine Aus- und Weiterbildung, die den medizinischen Nachwuchs sichere.

Mehr zum Thema

Lauterbach wurde dazu aufgerufen, bis zum 13. September zu den Forderungen Stellung zu nehmen. In Deutschland gibt es nach Angaben der KBV etwa 100.000 Praxen mit rund 185.000 Ärzten und Psychotherapeuten.

In einem Bericht der "Bild" vom Vortag über das Mediziner-Treffen wies das Gesundheitsministerium darauf hin, dass die ärztliche Versorgung in den Praxen in den vergangenen zehn Jahren um 44 Prozent auf 46,1 Milliarden Euro gestiegen sei.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen