Kollaborateur Kirill Stremousow "Gauleiter" von Cherson soll bei Verkehrsunfall gestorben sein
09.11.2022, 18:30 Uhr
Kirill Stremousow war Vize-Chef der russischen Besatzungsbehörden in der Region Cherson.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Vor dem Krieg macht sich Kirill Stremousow in der südukrainischen Region Cherson als pro-russischer Hetzer einen Namen. Nach dem Einmarsch von Moskaus Truppen wird der 45-Jährige Vize-Chef der Besatzungsbehörden. Nun kommt der Überläufer bei einem Unfall fernab der Front ums Leben.
Der stellvertretende Leiter der russischen Besatzungsbehörden in der Region Cherson, Kirill Stremousow, ist Berichten zufolge bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das meldet unter anderem die Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Wie die Agentur Interfax unter Berufung auf die Behörden meldet, ereignete sich das Unglück auf der Autobahn zwischen der Stadt Cherson und der Stadt Armjansk auf der Halbinsel Krim. Fotos der Unfallstelle deuten jedoch darauf hin, dass sich das Unglück in der Nähe der Stadt Nowa Kachowka auf der östlichen Seite des Dnipro ereignete.
Besatzungschef Wladimir Saldo bestätigte den Tod von Stremousow in einem Video auf Telegram. Details nannte er nicht. Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Nachricht ordnete das Verteidigungsministerium in Moskau den Abzug der russischen Truppen aus der ukrainischen Stadt Cherson und Teilen der gleichnamigen Region an.
Stremousow wurde 1976 in der ostukrainischen Region Donezk geboren. Er studierte an der Westukrainischen Nationaluniversität in der Stadt Ternopil und leitete später eine Firma für Fischfutter. Der 45-Jährige organisierte vor dem Krieg pro-russische Demonstrationen in der Region Cherson und hetzte öffentlich gegen ukrainische Politiker.
Auch mit Gewaltaten fiel Stremousow auf. So schlug er 2017 im Gebäude der Stadtverwaltung von Cherson einen Polizisten nieder. Ein Jahr später verletzte er mit einer Schreckschusspistole einen Wachmann eines öffentlichen Strands. Hinzu kamen weitere Angriffe auf Beamte und ukrainische Politiker. Laut dem Politologen Wladimir Moltschanow kam Stremousow allerdings immer ungestraft davon, da er Kontakte zu hohen prorussischen Politikern pflegte.
Während der Coronavirus-Pandemie war Stremousow einer der Organisatoren von Protesten gegen Quarantänebeschränkungen. Auf Youtube veröffentlichte er Videos, in denen er den Behörden absichtliche Verbreitung von Covid-19 vorwirft und von der angeblichen Existenz von "US-Biolaboren" in der Ukraine spricht - eine unbelegte Lüge, mit der der Kreml unter anderem den Einmarsch in die Ukraine rechtfertigte.
2020 kandidierte Stremousow für das Amt des Bürgermeisters von Cherson, erhielt aber lediglich 1,3 Prozent der Stimmen. Am 26. April wurde Stremousow vom Kreml zum stellvertretenden Leiter der russischen Besatzungsbehörden der Region Cherson ernannt. In den lokalen Medien wurde er als "Gauleiter" von Cherson bezeichnet. Stremousow hinterlässt seine schwangere Ehefrau und fünf Kinder.
Quelle: ntv.de, jpe/uzh