Politik

Düsterer Sicherheitsreport Gefühl "kollektiver Hilflosigkeit" breitet sich aus

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Auch diese Bilder tragen zur Verunsicherung bei: Dieses vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Foto soll eine Militärübung bei Nischni Novgorod zeigen.

(Foto: AP)

Die geopolitischen Spannungen wachsen, ebenso die Besorgnis weltweit. Wie der Report der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, breitet sich in den G7-Staaten ein Gefühl des Kontrollverlusts und der Überforderung aus - was wiederum höchst gefährlich sein könnte.

Wegen der Vielzahl an Krisen in der Welt weitet sich einem Bericht der Münchner Sicherheitskonferenz (MSK) zufolge in den G7-Staaten das Gefühl einer "kollektiven Hilflosigkeit" aus. Vor allem in Europa wachse die Besorgnis wegen eines zunehmenden Kontrollverlusts, heißt es in dem Report, der in Berlin wenige Tage vor Beginn der Sicherheitskonferenz veröffentlicht wurde.

Die Gesellschaften in den untersuchten Staaten, darunter Deutschland, litten zunehmend unter einer Form von "Hilflosigkeit", heißt es in dem Bericht. Viele Menschen hätten verstärkt das Gefühl, nicht in der Lage zu sein, die Herausforderungen zu bewältigen. Der G7-Gruppe führender Industrieländer gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an.

Vor allem liberale Demokratien scheinen sich dem Bericht zufolge angesichts der vielen Krisen überfordert zu fühlen. Diese Wahrnehmung sei höchst gefährlich, da sie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden könne, warnen die Autoren.

Der in dem Bericht enthaltene Münchner Sicherheitsindex 2022, für den repräsentativ Bürger in den G7-Staaten und Brics-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) befragt wurden, spiegelt ein hohes wahrgenommenes Risiko angesichts einer Fülle von Krisen wider. Ob es sich um die endlos scheinende Corona-Pandemie, die immer greifbarere Bedrohung durch den Klimawandel oder die zunehmenden geopolitischen Spannungen handle, die sich in Afghanistan, Mali oder der Ukraine zeigten - all diese Herausforderungen trügen zu einem Gefühl des Kontrollverlusts bei, konstatiert der Report.

Auch Deutsche sorgen sich mehr

In Deutschland ist die Gesellschaft dem Sicherheitsindex zufolge 2022 risikobewusster geworden als im Jahr zuvor. Die Menschen machten sich mehr Sorgen wegen Migration aufgrund von Krieg oder Klimawandel, Lebensmittelknappheit und Spannungen zwischen westlichen Mächten. So fühle sich mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland (38 Prozent) unvorbereitet auf die Auswirkungen von Migration - mehr als in jedem anderen westlichen Land. Auch die Risikowahrnehmung gegenüber Russland sei gestiegen.

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Nichts veranschauliche die Sorge der Menschen besser als die zunehmend angespannte Sicherheitslage an der Ostflanke der NATO, heißt es dazu in dem Bericht. Moskau habe unmissverständlich klargemacht, "dass es eine Revision der europäischen Sicherheitsordnung anstrebt". Russland beharre auf einer "Einflusssphäre" in seiner Nachbarschaft und schränke damit die Souveränität von Ländern wie der Ukraine ein.

Der russische Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze und die dadurch ausgelösten Befürchtungen, dass Russland eine Großinvasion in dem Nachbarland vorbereiten könnte, könnte, überschatten die am Freitag beginnende Münchner Sicherheitskonferenz. An der Tagung werden nach Angaben der Organisatoren 35 Staats- und Regierungschefs, rund hundert Ministerinnen und Minister sowie die Spitzen von UNO, NATO und EU teilnehmen. UN-Generalsekretär António Guterres wird das dreitägige Treffen eröffnen. Teilnehmen wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Ebenso angekündigt hat sich US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Russland hatte zum ersten Mal seit vielen Jahren seine Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz abgesagt.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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