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Selenskyj in der BBC Kiews Gegenoffensive kommt "langsamer als gewünscht" voran

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Selenskyj bei einer kürzlichen Pressekonferenz in Kiew.

Selenskyj bei einer kürzlichen Pressekonferenz in Kiew.

(Foto: picture alliance / abaca)

200.000 Quadratkilometer ukrainisches Territorium sind dem Präsident der Ukraine zufolge von russischen Streitkräften vermint worden. Das mache den Vorstoß schwierig. Selenskyj betont, die Ukraine werde sich nicht unter Druck setzen lassen. Ergebnisse wie in einem "Hollywood-Film" seien nicht realistisch.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Schwierigkeiten bei der Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen eingeräumt. Die Fortschritte auf dem Schlachtfeld seien "langsamer als gewünscht", sagte er in einem BBC-Interview. "Einige Leute meinen, dies sei ein Hollywood-Film und erwarten jetzt Ergebnisse. Das ist es aber nicht", sagte Selenskyj. Der militärische Vorstoß sei nicht einfach, da 200.000 Quadratkilometer ukrainisches Territorium von den russischen Streitkräften vermint worden seien.

Die ukrainischen Streitkräfte setzten laut Regierungsangaben ihre Gegenoffensive mit Angriffen auf russische Stellungen im Süden fort. In anderen Frontabschnitten hätten sie jüngste Geländegewinne gesichert, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar mit. Im Osten würden die Truppen einem russischen Großangriff standhalten. Russland meldete unterdessen erneut einen ukrainischen Drohnenangriff in der Nähe von Moskau. Die Luftabwehr habe alle drei Drohnen abgefangen, die sich Militärdepots genähert hätten.

Selenskyj: Wir rücken vor, wie wir es für richtig halten

Selenskyj sagte der BBC, die Ukraine werde sich bei ihrer Gegenoffensive nicht unter Druck setzen Lassen. "Bei allem Respekt, wir werden auf dem Schlachtfeld so vorrücken, wie wir es für richtig halten." Vize-Verteidigungsministerin Maljar erklärte via Telegram, die ukrainischen Streitkräfte setzten ihre Offensiveinsätze in Richtung der Stadt Melitopol tief im besetzten Gebiet im Süden und in Richtung Berdjansk am Asowschen Meer fort. Sie sprach von schweren Kämpfen im Osten, insbesondere in der Nähe der Stadt Lyman, die ukrainische Truppen im Oktober von den russischen Streitkräften befreit hatten.

"Im Osten halten die Verteidiger weiterhin einen großangelegten Angriff der russischen Streitkräfte in Richtung Lyman und Bachmut zurück", so Maljar. Der Osten bleibe der Schwerpunkt der russischen Angriffe. Russland versuche dort weiterhin, die Regionen Donezk und Luhansk vollständig zu erobern. Donezk und Luhansk bilden die Industrieregion Donbass.

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Die Ukraine hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Wochen acht Dörfer im Süden befreit. Die Vorstöße in die stark befestigten und verminten Gebiete unter russischer Kontrolle sind zwar klein, aber die größten seit November. Die Führung in Kiew hat seit Monaten eine Gegenoffensive vorbereitet, von der sie sich einen Wendepunkt in dem Krieg erhofft. Sie hat allerdings eine Nachrichtensperre verhängt, unabhängige Berichte sind rar.

Experten zufolge steht der Einsatz des Großteils der ukrainischen Streitkräfte noch aus, von denen ein Teil vom Westen ausgebildet und ausgerüstet wurde. Daher sei es zu früh, um Schlüsse über den Erfolg der Offensive zu ziehen. Auf beiden Seiten soll es aber schwere Verluste geben. Reuters-Reporter, die vorige Woche in zwei befreite Dörfer kamen, sahen die Leichen toter russischer Soldaten auf dem Boden sowie ausgebrannte Panzerfahrzeuge.

Quelle: ntv.de, mpe/rts

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