Politik

Moskau wird vorsichtigerGeheimdienstchef: Nato schreckt Russland erfolgreich ab

30.12.2025, 08:29 Uhr
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Ein Patrouillenschiff und Kampfjets der Nato-Mission Baltic Sentry. (Foto: IMAGO/News Licensing)

Estland sieht sich immer wieder massiven Provokationen aus Russland ausgesetzt. Der Geheimdienstchef des Landes sieht dennoch keine Gefahr eines Angriffs - zumindest aktuell nicht. Und er hält die von der Nato getroffenen Maßnahmen zur Abschreckung für wirksam. Diese sollen durchaus Einfluss auf Moskau haben.

Estlands Geheimdienstchef Kaupo Rosin zufolge hat Russland derzeit keine Absicht, einen der baltischen Staaten oder die Nato im weiteren Sinne anzugreifen. "Bislang ist weiterhin klar, dass Russland die Nato respektiert und derzeit versucht, jeden offenen Konflikt zu vermeiden", sagte Rosin in einem Interview mit dem Medium EER.

Moskau habe sein Verhalten nach verschiedenen Vorfällen in der Region geändert, so Rosin. Dazu zählt er die Beschädigungen an Unterseekabeln und das Eindringen von Drohnen oder auch Kampfflugzeugen in den Luftraum der Nato. "Russland hat als Reaktion auf die Reaktionen des Westens verschiedene Maßnahmen ergriffen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern."

Flugwege der Drohnen über ukrainischem Gebiet oder Luftraum seien angepasst worden, um das Risiko zu minimieren, sagte Rosin. Auch würden russische Flugzeuge ihre Wege über der Ostsee nun sehr sorgfältig überwachen und sich stritk an die Flugbahnen halten, um Zwischenfälle zu vermeiden. Seit Beginn der Nato-Mission Baltic Sentry habe es zudem keine Zwischenfälle in Zusammenhang mit Kabeln gegeben. "Theoretisch sind solche Ereignisse nach wie vor möglich, aber derzeit sehen wir keine Anzeichen dafür, dass Russland bewusst eine Eskalation anstrebt."

Auch andere Einschätzungen kommen zu dem Schluss, dass Russland derzeit keinen Angriff auf einen Nato-Staat plant - dies aber in einigen Jahren geschehen könnte. Die estnische EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte Anfang des Jahres in Brüssel, viele nationale Geheimdienste würden die Einschätzung geben, dass Russland ab 2028 die Verteidigungsbereitschaft der EU testen könnte. Die Bundeswehr hält einen begrenzten Angriff Russlands auf die Nato auch jetzt schon für möglich. Ein groß angelegter Angriff könnte 2029 erfolgen, heißt es.

Rosin: Europa kann Wettrüsten gewinnen

Estland steht seit Jahren immer wieder im Zentrum russischer Provokationen. Zuletzt hatten drei russische Grenzschützer nach Angaben des Außenministeriums die Grenze überschritten. Zudiesem Vorfall äußerte sich Rosin nicht, dafür aber zu einem weiteren wenige Monate zuvor. Damals wurde eine Gruppe russischer Soldaten ohne Abzeichen am sogenannten Saatse-Stiefel registriert. An diesem ragt das russische Territorium ein Stück weit nach Estland herein. Zwischen den estnischen Dörfern Värska und Saatse führt eine Straße teilweise durch dieses russische Gebiet. Die Route darf auch von Esten befahren werden, das Halten ist allerdings verboten.

Das Institut für Kriegsstudien (ISW) bezeichnete den Vorfall als Teil von Russlands psychologischer Kampagne zur Vorbereitung eines möglichen zukünftigen Krieges mit der Nato. Geheimdienstchef Rosin beschrieb den Vorfall nun gegenüber EER als "sehr interessant". Jenseits der Grenze habe es im "Großen und Ganzen eine groß angelegte interne Sicherheitsübung" gegeben. Die Aktivität entlang der gesamten Grenze sei sehr hoch gewesen.

"Die Russen haben ihre eigenen Probleme, mit denen sie fertig werden müssen - ukrainische Streitkräfte operieren immer noch auf russischem Territorium, es gibt Drohnenangriffe und verschiedene andere Operationen. All dies verursacht Russland echte Sorgen, und sie versuchen, diese Risiken mit ihren eigenen Methoden zu mindern, darunter Übungen und Manöver in der Nähe der Grenze", so Rosin.

Der Geheimdienstchef glaubt zudem, dass Russland eine Gefahr in der Aufrüstung Europas sehe und darüber besorgt sei. Denn es sei möglich, dass Europa das Wettrüsten in einigen Jahre gewinne.

Quelle: ntv.de, rog

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