Video zeigte seinen Tod Getöteter Ukrainer war laut Ermittlern Scharfschütze
12.03.2023, 21:39 Uhr Artikel anhören
Der Clip seiner Ermordung ging um die Welt: Ein Mann in ukrainischer Uniform steht in einem Waldstück und raucht eine Zigarette. Als russische Soldaten auf ihn treffen, sagt er noch "Slava Ukraini" und wird dann von Kugeln getroffen. Nun haben ukrainische Behörden seine Identität geklärt.
Laut ukrainischen Behörden ist die Identität des Mannes geklärt, der nach ihrer Ansicht als Kriegsgefangener von russischen Kämpfern getötet wurde. Das Video, das den Vorgang dokumentiert, ging um die Welt. Darauf zu sehen ist, wie der Mann in einem Waldabschnitt in einem kleinen Graben steht und eine Zigarette raucht. Während die Kamera auf ihn gerichtet ist, bläst der ukrainische Soldat Rauch aus und sagt die Worte "Slava Ukraini", was so viel heißt wie "Ruhm der Ukraine". Ein vor allem seit dem Angriff durch Russland oft verwendeter Slogan, um die Verbundenheit mit dem Heimatland und die Verachtung für die russischen Besatzer zum Ausdruck zu bringen. Nachdem der ukrainische Soldat die Worte gesagt hat, wird unmittelbar das Feuer auf ihn eröffnet. Mehrere Kugeln durchlöchern den Mann, er sackt zu Boden. Danach sind noch einige Beleidigungen der russischen Kämpfer zu hören, dann endet der Clip.
Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, es handle sich um einen Mann namens Oleksandr Matsiyevsky, heißt es in einem Beitrag des ukrainischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Matsiyevsky sei Scharfschütze in der 119. Brigade der ukrainischen Landstreitkräfte gewesen, heißt es weiter. Nach Auftauchen des Videos war zunächst ein anderer Name für die Identität des Getöteten in Umlauf gewesen.
Ukrainische Sicherheitsdienste erklären in einer kurzen Mitteilung, wie sie zu dem Schluss gekommen sind. Dabei seien Angehörige des Verstorbenen angehört sowie Foto- und Videomaterial ausgewertet worden. Matsiyevsky, so die Behörden, wurde seit Dezember vermisst und ihren Ermittlungen zufolge bereits am 30. Dezember erschossen. Das Video tauchte erst deutlich später in sozialen Medien auf. Den Sicherheitsdiensten zufolge werde nach den Tätern ermittelt. Die Untersuchungen laufen unter der Ägide des Büros des Generalstaatsanwalts.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erinnerte an eine Ehrung, die er Matsiyevsky bereits verliehen hatte, als dessen Identität noch nicht bekannt war, und teilte eine künstlerische Bearbeitung von dessen stoischer Haltung während seiner letzten Zigarette.
In der Ukraine wird immer wieder auf durch die russischen Invasoren und Besatzer begangene Kriegsverbrechen hingewiesen. Die Ermordung von Kriegsgefangenen stellt einen Verstoß gegen die Genfer Konvention dar. In Artikel 13 heißt es: "Die Kriegsgefangenen sind jederzeit mit Menschlichkeit zu behandeln. Jede unerlaubte Handlung oder Unterlassung seitens des Gewahrsamsstaates, die den Tod oder eine schwere Gefährdung der Gesundheit eines in ihrem Gewahrsam befindlichen Kriegsgefangenen zur Folge hat, ist verboten und als schwere Verletzung des vorliegenden Abkommens zu betrachten."
Ob in diesem Fall letztendlich ein Kriegsverbrechen vorliegt, bleibt juristisch zu klären. Auch die Echtheit des Videos wurde nicht von unabhängiger Seite geprüft und bestätigt, insofern dies abschließend überhaupt möglich ist. Auch von russischer Seite werden dem ukrainischen Militär Kriegsverbrechen vorgeworfen.
Quelle: ntv.de, mpe