Letzte Worte: "Ruhm der Ukraine" Video soll Tötung eines ukrainischen Kriegsgefangenen zeigen
07.03.2023, 06:23 Uhr Artikel anhören
In einem kurzen Videoclip im Netz ist zu sehen, wie russische Militärangehörige wohl einen ukrainischen Kriegsgefangenen kaltblütig ermorden. Möglicherweise eines von Hunderten Kriegsverbrechen durch die Invasoren. Präsident Selenskyj verspricht, die Täter zu finden.
Es ist extrem harte Kost, die einem die gesamte Grausamkeit und Realität des russischen Angriffskrieges vor Augen führt. In sozialen Netzwerken zieht auf ukrainischer Seite derzeit ein Video große Kreise, welches die Tötung eines Kriegsgefangenen durch russische Militärangehörige zeigen soll. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte darauf. Die Echtheit ist allerdings nicht überprüfbar. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin will die Aufnahmen untersuchen, wie er auf Telegram mitteilte. Sie seien möglicherweise ein Beleg für ein Kriegsverbrechen.
In dem kurzen Clip ist zu sehen, wie der Mann in einem Waldabschnitt in einem kleinen Graben steht und eine Zigarette raucht. Während die Kamera auf ihn gerichtet ist, bläst der ukrainische Soldat Rauch aus und sagt die Worte "Slava Ukraini", was so viel heißt wie "Ruhm der Ukraine". Ein vor allem seit dem Angriff durch Russland oft verwendeter Slogan, um die Verbundenheit mit dem Heimatland und die Verachtung für die russischen Besatzer zum Ausdruck zu bringen. Nachdem der ukrainische Soldat die Worte gesagt hat, wird unmittelbar das Feuer auf ihn eröffnet. Mehrere Kugeln durchlöchern den Mann, er sackt zu Boden. Danach sind noch einige Beleidigungen der russischen Kämpfer zu hören, dann endet der Clip.
Auf ukrainischer Seite wird der ermordete Soldat als Held gefeiert. Laut des Mediums "Ukraine Front Lines" soll es sich um den 41-jährigen Tymofiy Mykolayovych Shadura handeln, der in Zaliznjansk in der Region Donezk verschwand. Präsident Selenskyj schrieb auf Telegram: "Heute ist ein Video aufgetaucht, das zeigt, wie die Besatzer einen Soldaten brutal töten, der ihnen mutig ins Gesicht sagte: 'Ruhm der Ukraine!' Ich möchte, dass wir alle gemeinsam und vereint auf seine Worte reagieren: 'Ruhm für den Helden! Ruhm für die Helden! Ruhm für die Ukraine!' Und wir werden die Mörder finden."
Kürzlich wurde in der Ukraine ein russischer Pilot wegen Kriegsverbrechen zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Unter anderem sei nachgewiesen worden, dass der Mann vor knapp einem Jahr das Gelände des Fernsehturms von Charkiw bombardiert habe, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Er war nach dem Abschuss seines Flugzeugs durch die ukrainische Flugabwehr von der Nationalgarde festgenommen worden.
Ermordung von Kriegsgefangenen ist ein Kriegsverbrechen
Die Ermordung von Kriegsgefangenen stellt einen Verstoß gegen die Genfer Konvention dar. In Artikel 13 heißt es: "Die Kriegsgefangenen sind jederzeit mit Menschlichkeit zu behandeln. Jede unerlaubte Handlung oder Unterlassung seitens des Gewahrsamsstaates, die den Tod oder eine schwere Gefährdung der Gesundheit eines in ihrem Gewahrsam befindlichen Kriegsgefangenen zur Folge hat, ist verboten und als schwere Verletzung des vorliegenden Abkommens zu betrachten."
Das russische Militär soll seit seinem Angriff auf die Ukraine zahlreiche weitere Kriegsverbrechen begangen haben, darunter auch wahllose Angriffe auf zivile Infrastruktur wie Wohnhäuser oder die Energieversorgung. So haben die Nachrichtenagentur Associated Press und "Frontline" im ersten Jahr der Invasion 653 Fälle von möglichen Kriegsverbrechen dokumentiert. Die Dunkelziffer soll noch weitaus höher sein.
Das Kabinett in Kiew billigte am Samstag eine mit dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) getroffene Vereinbarung, welche die baldige Eröffnung eines Büros der IStGH-Staatsanwaltschaft in der Ukraine ermöglicht. Dies soll die Ermittlungen zu derlei Kriegsverbrechen erleichtern. Russland erkennt den Internationalen Strafgerichtshof allerdings nicht an, weswegen dieser Russen nicht zur Verantwortung ziehen kann. Kiew drängt deswegen auf ein internationales Sondertribunal, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Quelle: ntv.de, rog