Erdogan: Weg in die EU ist frei Griechenland riegelt Grenzen zur Türkei ab
29.02.2020, 09:49 Uhr
Griechische Soldaten patrouillieren an den Grenzübergängen.
(Foto: REUTERS)
Hunderte Menschen begeben sich zur griechisch-türkischen Grenze, als sie hören, dass Ankara den Weg nach Europa frei macht. Doch an den Übergängen angelangt, stehen ihnen zahlreiche Sicherheitskräfte gegenüber. Griechenland lässt niemanden durchkommen.
Griechenland hat Regierungssprecher Stelios Petsas zufolge in den vergangenen Stunden eine organisierte, massenhafte und illegale Grenzverletzung durch zahlreiche Migranten aus der Türkei abgewehrt. "Es wurden mehr als 4000 illegale Grenzüberschreitungen abgewendet", sagte Petsas im griechischen Staatsfernsehen (ERT) nach einer Krisensitzung unter Vorsitz von Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Zudem seien 66 Migranten festgenommen worden, die es geschafft hatten, auf griechisches Territorium zu kommen. Griechenland verstärke seine Kontrollen auch vor den Inseln im Osten der Ägäis mit mehr als 50 Schiffen der Küstenwache und der Kriegsmarine, sagte der Sprecher.
"Wir haben gehalten, und unsere Grenzen, die auch EU-Grenzen sind, beschützt", sagte der Sprecher. Griechenland sei fest entschlossen, alles zu tun, um seine und die EU-Grenze zu schützen. Die griechische Grenzpolizei und Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei hatten am Freitag und am heutigen Samstag Tränengas und Blendgranaten eingesetzt, um große Gruppen von Migranten daran zu hindern, über den bereits geschlossenen Grenzübergang bei Kastanies/Pazarkule aus der Türkei nach Griechenland zu kommen.
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonisch über das Vorgehen an der Grenze zur Türkei informiert und erklärt, Griechenland werde keinen illegalen Grenzübertritt dulden.
Erdogan: "Wir haben die Tore geöffnet"
Die Drohungen der Türkei, Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, gehen auf die zunehmende Eskalation im militärischen Konflikt in Nordsyrien zurück. Bei Luftangriffen in der Region Idlib waren zuletzt mehr als 30 türkische Soldaten getötet worden. Daraufhin forderte Ankara Unterstützung von der Nato ein und kündigte mehr oder weniger offen an, Migranten nicht daran hindern zu wollen, in die EU zu gelangen. Brüssel forderte daraufhin, die Türkei möge die Verpflichtungen aus dem EU-Türkei-Flüchtlingspakt einhalten.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich davon unbeeindruckt. Er will ungeachtet der Vereinbarungen mit der EU Flüchtlinge die Grenzen zu Griechenland und Bulgarien passieren lassen. "Wir haben die Tore geöffnet", sagte Erdogan in Istanbul und warf der EU vor, sich nicht an die Zusagen im Flüchtlingspakt gehalten zu haben. Laut Erdogan sind seit Freitag bereits 18.000 Flüchtlinge über die türkischen Grenzen in die EU gekommen. Damit widerspricht er klar den Darstellungen aus Athen.
Nach ersten Berichten über die bevorstehende Grenzöffnung zur EU machten sich laut türkischen Nachrichtenagenturen Hunderte Flüchtlinge auf den Weg in Richtung der EU-Grenzen. Nach griechischen Polizeiangaben hielten Grenzschützer im Nordosten Griechenlands Hunderte Migranten vom Übertreten der türkisch-griechischen Grenze ab.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP