"Völlig inakzeptabel" Große Empörung nach "Wolfsgruß" bei Türkei-Spiel
03.07.2024, 13:20 Uhr Artikel anhören
Gegen Demiral ermittelt die UEFA, eine Sperre droht.
(Foto: IMAGO/AFLOSPORT)
Mit einem rechtsextremen Gruß bejubelt der türkische Nationalspieler Demiral den Sieg gegen Österreich. Die Empörung ist groß, die UEFA leitet Ermittlungen gegen den Spieler ein - ihm droht eine Sperre. Die Verlierer sind in dem Fall allerdings auch die Politik und die türkischen Fans.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist empört über den türkischen Fußball-Nationalspieler Merih Demiral, der während des EM-Achtelfinales den sogenannten Wolfsgruß zeigte. Mit der Erkennungsgeste der "Grauen Wölfe", einer der größten rechtsextremen Gruppen in Deutschland, hatte Demiral am Dienstagabend sein zweites Tor gegen Österreich (2:1) gefeiert. "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel", teilte die SPD-Politikerin mit.
Faeser forderte in einem Beitrag auf der Plattform X die Europäische Fußball-Union zu einer Reaktion auf - die UEFA selbst kündigte am Morgen an, den Fall zu untersuchen. Die Innenministerin schrieb weiter: "Unsere Sicherheitsbehörden haben türkische Rechtsextremisten in Deutschland fest im Blick. Die "Grauen Wölfe" stehen unter der Beobachtung des Bundesamts für Verfassungsschutz."
"Kein Erkenntnis-, sondern ein Vollzugsdefizit"
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisierte dagegen die politische Zögerlichkeit. "Es wird Zeit, endlich die 'Grauen Wölfe' und den Wolfsgruß zu verbieten. Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Vollzugsdefizit", schreibt der Verein in einer Mitteilung. Schon 2020 habe der Deutsche Bundestag ein Verbot gefordert. Jetzt müsse die Prüfung endlich zu einem Ergebnis führen. "Die Grauen Wölfe sind eine Gefahr für Armenier, Griechen, Juden und Kurden. Die ideellen Überlegenheitsvorstellungen dieser faschistischen Nationalisten gefährden die öffentliche Sicherheit."
Ob deutscher oder türkischer Rechtsextremismus, hier gebe es keinen Grund, das auf die leichte Schulter zu nehmen, heißt es weiter. "Der Rechtsstaat muss hier konsequent und mit aller Härte vorgehen. Es gibt weder Grund für einen Rabatt noch darf man hier opportunistisch sein. Diese Gruppierung ist in Deutschland zahlenmäßig durchaus beachtlich.
"So bitter für die türkischen Fans"
Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal bestätigte die Ansicht des Vereins. Sie selbst bekomme "seit Jahren von Anhängern der "Grauen Wölfe" Morddrohungen". "Dass Merih Demiral hier den rechtsextremen Wolfsgruß zeigt, ist eine Verhöhnung der Opfer", schrieb Tekkal bei X. "So bitter für die türkischen Fans."
Demiral selbst hatte noch in der Nacht zu der Geste, die er in der zweiten Halbzeit mit beiden Händen zeigte, gesagt: "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun." Er behauptete, dass er keine versteckte Botschaft gesendet habe, sondern lediglich seinen Stolz als Türke ausdrücken wollte. Gegen ihn ermittelt die UEFA, eine Sperre droht.
Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Behörden rechnen ihr in der Bundesrepublik rund 12.100 Mitglieder zu. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Quelle: ntv.de, mba/dpa