Markus Söder im "ntv Frühstart" "Grüne haben AKW-Aus mit Gewalt durchgesetzt"
14.04.2023, 10:44 Uhr Artikel anhören
Bayerns Ministerpräsident Söder lässt kein gutes Haar am Abschied von der Atomenergie am Samstag. Die Entscheidung sei "ideologisch getränkt" und ein "trauriges Kapitel". CDU-Chef Merz spricht von einem "schwarzen Tag" für das Land.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wird nicht müde, gegen die Abschaltung der letzten drei deutschen Atomkraftwerke am morgigen Samstag zu wettern. In der ntv-Sendung "Frühstart" sprach der CSU-Chef von einem "ganz traurigen Kapitel deutscher Energiepolitik" und von einer "absolute Fehlentscheidung" der Ampelregierung. Die Grünen hätten die Abschaltung "mit Gewalt durchgesetzt". Und Markus Söder beklagte "die Schwäche der FDP, die eigentlich anders denkt, aber keine Kraft hat, das zu ändern."
Das AKW-Aus gefährde den Wohlstand in Deutschland und verringere die Chance, ökonomisch wieder stärker auf die Beine zu kommen, sagte Söder. "Während die ganze Welt überlegt, wie sie in diesen Energiekrisen ihr Energieportfolio erweitert, machen wir genau das Gegenteil." Der Strom für 10 Millionen Haushalte müsse ab Sonntag völlig neu organisiert werden. Auf die Frage, ob er sich wegen der Energie-Versorgung Sorgen mache, sagte Söder: "Am Sonntag wird das alles so halbwegs funktionieren, denn wir importieren ja Strom von woanders."
CDU-Chef Friedrich Merz bezeichnete derweil den Atomausstieg als "schwarzen Tag für Deutschland". "Morgen ist ein schlechter Tag", sagte er dem Sender NDR Info. Es könne nicht sein, dass Deutschland drei Kernkraftwerke vom Netz nehme, die die sichersten der Welt seien. Kein anderes Land reagiere auf den Ukraine-Krieg und die verschärfte Energieversorgungslage so wie die Bundesrepublik, kritisierte er. Merz verwies in diesem Zusammenhang auf die weltweit mehr als 400 laufenden und 60 im Bau befindlichen Atomkraftwerke: "Da stellt sich schon die Frage: 'Wer ist hier eigentlich der Geisterfahrer?'"
Bayern soll zum führenden Land für Windkraft werden
In Sachen Windenergie hat Bayern viel aufzuholen. Im vergangenen Jahr wurden im Freistaat gerade mal 22 neue Windkraftanlagen gebaut. Doch Ministerpräsident Söder versprach im "Frühstart", Bayern werde aufholen und im Onshore-Bereich "zum führenden Land für Wind werden". Ziel der Staatsregierung sei ein Zubau von bis zu 1000 Windenergieanlagen in den nächsten Jahren. Dafür sollen auch die bayerischen Staatswälder für die Windkraft geöffnet werden, so Söder.
Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" ist die letzte Windenergieanlage im bayerischen Staatsforst 2018 in Betrieb gegangen. Seitdem wurde keine neue Anlage genehmigt. Aber der CSU-Chef meint, Bayern sei zwar schwächer bei der Wind-, aber "überragend" bei der Sonnenenergie. Was den Ausbau der Erneuerbaren angeht, gelte für sein Bundesland "klotzen, klotzen, klotzen." Entgegen dem grünen Narrativ liege Bayern in der Gesamtbilanz vorne.
Söder: Südländer beim Wasserstoff-Ausbau benachteiligt
Auch in Sachen Wasserstoffstrategie sei Bayern ehrgeizig, meint der Ministerpräsident des Freistaats. Beim geplanten Ausbau von Wasserstoffleitungen sieht er aber die südlichen Bundesländer benachteiligt. Der Bund plane Leitungen eher nur im Norden, nicht im Süden. "Das ist schon eine ziemliche Unverfrorenheit", sagte Söder bei ntv.
Deshalb werde Bayern eigene Wasserstoffleitungen bauen und "die Südländer werden sich zu diesem Thema zusammenschließen." Grüner Wasserstoff soll einmal Gas, Diesel und Öl ersetzen, insbesondere in der Industrie, und spielt eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele.
Quelle: ntv.de, tbe