Politik

Spitzenkader und Sozialismuskritiker Günter Schabowski ist tot

Schabowski hatte in einer Pressekonferenz erklärt, die DDR habe ihre Grenzen geöffnet. Ein Reporter fragte nach: "Heißt das, jeder DDR-Bürger kann jetzt frei in den Westen fahren?"

Schabowski hatte in einer Pressekonferenz erklärt, die DDR habe ihre Grenzen geöffnet. Ein Reporter fragte nach: "Heißt das, jeder DDR-Bürger kann jetzt frei in den Westen fahren?"

Als Mann, der die Öffnung der DDR-Grenzen verkündete, prägte sich Günter Schabowski ins Gedächtnis der Deutschen ein. Später war er einer der wenigen SED-Spitzenkader, die sich zu ihrer Verantwortung für das DDR-Unrecht bekannten. Er starb in Berlin.

Günter Schabowski ist am frühen Sonntagmorgen gestorben. Das teilte seine Frau mit. Der ehemalige SED-Funktionär war seit Langem schwer krank, wurde betreut und trat nicht mehr öffentlich auf. Er wurde 86 Jahre alt.

Als Mitglied des Politbüros hatte Schabowski am 9. November 1989 für eine Weltsensation gesorgt: Auf einer Pressekonferenz am Abend verkündete er fast beiläufig und verfrüht die Öffnung der Grenzen für die DDR-Bürger. "Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich", antwortete Schabowski auf die Nachfrage eines Journalisten. Die Nachricht machte rasend schnell die Runde, noch in der Nacht fiel die Mauer. Die Grenzöffnung läutete das Ende der DDR und die Wiedervereinigung Deutschlands ein.

Schabowski, der Anfang 1990 aus der SED-Nachfolgepartei PDS ausgeschlossen wurde, bekannte sich im Gegensatz zu vielen anderen DDR-Politgrößen zu Mitverantwortung und moralischer Schuld. Die DDR sei ein untaugliches System gewesen und an sich selbst zugrunde gegangen, bekannte er.

1997 verurteilte das Berliner Landgericht Schabowski zusammen mit den ehemaligen DDR-Politikern Egon Krenz und Günther Kleiber wegen des Schießbefehls an der DDR-Grenze zu drei Jahren Haft. Ein Jahr davon saß er im offenen Vollzug ab, bevor ihn der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, begnadigte.

Zuletzt lebte Schabowski in Berlin in einem Pflegeheim. Laut seiner Frau Irina hatte er in den vergangenen Jahren mehrere Infarkte und Schlaganfälle erlitten.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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