UN-Sicherheitsrat tagt zur Krise Guterres warnt vor Bioterroristen
10.04.2020, 05:36 Uhr
Laut UN-Generalsekretär Guterres offenbart die Corona-Krise eklatante Schwächen der weltweiten Sicherheit.
(Foto: imago images/PanoramiC)
Seit Wochen hat das Coronavirus die Welt im Griff, doch erst jetzt berät der UN-Sicherheitsrat zu dem Thema. Bei der ersten Sitzung des Gremiums warnt Generalsekretär Guterres vor einer neuen Bedrohung. Zugleich beschwört er den "Kampf einer Generation".
UN-Generalsekretär António Guterres hat mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise vor einer wachsenden Gefahr von Angriffen durch Bioterroristen gewarnt. "Die Schwächen und mangelhafte Vorbereitung, die durch diese Pandemie offengelegt wurde, geben Einblicke darin, wie ein bioterroristischer Angriff aussehen könnte - und erhöhen möglicherweise das Risiko dafür", sagte Guterres bei einem virtuellen Treffen des UN-Sicherheitsrats in New York. "Nichtstaatliche Gruppen könnten Zugang zu virulenten Stämmen erhalten, die für Gesellschaften auf der ganzen Welt eine ähnliche Verwüstung bedeuten könnten."

UN-Generalsekretär Guterres fürchtet eine wachsende Gefahr von Angriffen durch Bioterroristen.
(Foto: dpa)
Die Sorge vor Bioterroristen ist eine von acht Bedrohungen der internationalen Stabilität, die der Generalsekretär wegen der Corona-Krise vor dem mächtigsten UN-Gremium aufzählte. Dazu gehörte auch die generelle Gefahr, dass Terrorgruppen die Zeit der Krise ausnutzen könnten, während Regierungen durch die Bewältigung der Pandemie abgelenkt seien. Zudem registrierten die Vereinten Nationen nach Worten von Guterres Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Covid-19: "Wir sehen Stigmatisierung, Hassreden sowie Rechtsextremisten und andere Radikale, die versuchen, die Situation auszunutzen."
Guterres bezeichnete das Vorgehen gegen die Pandemie als "Kampf einer Generation". Es sei entscheidend, dass der Sicherheitsrat sich in diesem Kampf engagiere, um die möglichen Folgen der Pandemie für "Frieden und Sicherheit" in der Welt abzumildern.
Erste Corona-Beratungen der UN
Die Beratungen des Sicherheitsrats fanden per Videokonferenz und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die 15 Mitgliedstaaten des Gremiums halten wegen des Virus ihre Beratungen schon seit Wochen nur noch per Videoschalten ab. Es war allerdings die erste Sitzung zur Coronavirus-Pandemie. Sie kam auf maßgebliche Initiative Deutschlands hin zustande, das dem Rat als nicht-ständiges Mitglied angehört.
Zuletzt war Kritik wegen des offensichtlichen Stillstands im mächtigsten UN-Gremium aufgekommen. Umso wichtiger war nun die Einigung auf ein gemeinsames Statement nach der Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Die Mitglieder des Sicherheitsrates drückten ihre Unterstützung für Guterres' Anstrengungen angesichts der Pandemie aus und erinnerten "an die Einheit und Solidarität mit allen Betroffenen".
USA und China verzichten auf Anfeindungen
"Es gab einen starken Ruf nach Einheit unter diesen sehr außergewöhnlichen Umständen", berichtete der belgische UN-Botschafter Marc Pecsteen später. Dabei ging es vor allem um Guterres' Forderung nach einem globalen Waffenstillstand. Diplomaten sagten, dass es entgegen anfänglicher Befürchtungen keine Politisierung der Krise bei dem Treffen gab.
Alle Diplomatischen Bemühungen in New York leiden momentan unter Spannungen wegen der Sorge Chinas vor Schuldzuweisungen. US-Präsident Donald Trump hatte wiederholt von einem "Chinesischen Virus" gesprochen und damit Peking verärgert. In China wurde hingegen eine Verschwörungstheorie lanciert, wonach das neuartige Virus vermeintlich von US-Militärs in die Volksrepublik eingeschleppt worden sein soll. Die USA und China gehören zu den fünf Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrats, die über ein Vetorecht verfügen und damit Resolutionen des Gremiums verhindern können.
Quelle: ntv.de, cri/dpa/AFP