Kommen auch US-Truppen? Haiti ruft nach Präsidentenmord FBI um Hilfe
10.07.2021, 00:10 Uhr
20 Menschen wurden bislang im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen.
(Foto: imago images/Agencia EFE)
Die Ermordung von Haitis Präsident Moïse durch ein Killerkommando hinterlässt im Land ein Machtvakuum. Ermittler des FBI sollen nun nach Haiti reisen, um bei der Aufklärung des Verbrechens zu helfen. Berichten zufolge bittet der Karibikstaat auch um die Entsendung von US-Truppen.
Nach der Ermordung von Haitis Präsident Jovenel Moïse sollen künftig auch US-Behörden bei den Ermittlungen helfen. Auf Bitten aus Haiti würden hochrangige Beamte der US-Bundespolizei FBI sowie des Heimatschutzministeriums so bald wie möglich in die Hauptstadt Port-au-Prince geschickt, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Die "New York Times" berichtet unter Berufung auf den haitianischen Wahlminister Mathias Pierre, die frühere Besatzungsmacht USA sei auch gebeten worden, Truppen zu schicken. Dafür gab es aber zunächst keine Bestätigung.
Derweil sind drei weitere Verdächtige festgenommen worden. Insgesamt gab es seit dem Attentat inzwischen 20 Festnahmen, wie die Nationalpolizei des Karibikstaats mitteilte. Dabei handelt es sich um 18 Männer aus Kolumbien und zwei US-Amerikaner haitianischer Herkunft. Fünf mutmaßliche Attentäter sind nach Angaben der Polizei noch auf freiem Fuß. Drei Männer wurden getötet.
Der 53 Jahre alte Moïse war in der Nacht zum Mittwoch in seiner Residenz überfallen und dann erschossen worden. Seine Ehefrau Martine wurde dabei schwer verletzt. Sie wird nun in den USA behandelt. Nach Angaben der Polizei geht der Mord an Moïse auf das Konto einer 28 Mann starken Söldnertruppe aus dem Ausland. Von wem das Kommando den Auftrag bekam, ist bislang unklar.
Moïse war im Land unbeliebt
Kolumbiens Verteidigungsminister Diego Molano bestätigte die Beteiligung von Bürgern seines Landes. Nach ersten Informationen handele es sich um ehemalige Soldaten, sagte Molano in einem Video. Die beiden festgenommenen US-Amerikaner gaben nach einem Bericht der "New York Times" an, als Dolmetscher angeheuert worden zu sein. Eigentlicher Plan sei gewesen, Moïse in den Nationalpalast zu bringen - nicht aber, ihn umzubringen. Haitis Botschafter in den USA, Bocchit Edmond, zufolge gaben sich die Angreifer als Agenten der US-Drogenbehörde DEA aus.
Das Attentat hinterlässt in dem Karibikstaat ein Machtvakuum. Da eine für Oktober 2019 vorgesehene Parlamentswahl unter anderem wegen heftiger Proteste gegen Moïse ausgefallen war, gibt es dort seit Januar 2020 kein handlungsfähiges Parlament mehr. Moïse regierte seither per Dekret. Erst kurz vor seiner Ermordung hatte er den Neurochirurgen Ariel Henry am Montag zum Interims-Premierminister ernannt. Dessen Vorgänger Claude Joseph blieb aber zunächst im Amt.
Moïse, seit 2017 im Amt, galt als äußerst unbeliebt. Ihm wurden Korruption, Verbindungen zu brutalen Banden und autokratische Tendenzen vorgeworfen. Proteste legten Haiti in den vergangenen drei Jahren immer wieder lahm. Zuletzt trieben blutige Kämpfe zwischen Banden um die Kontrolle über Teile der Hauptstadt Tausende Menschen in die Flucht. Bislang sind für den 26. September Präsidenten- und Parlamentswahlen sowie ein Verfassungsreferendum geplant.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa