Scharfe Mahnung an Netanjahu Harris zu Gaza-Krieg: Ich werde nicht schweigen
26.07.2024, 06:45 Uhr Artikel anhören
Nahost-Politik ist auch in den USA ein heikles Thema. Präsidentschaftskandidatin Harris trifft nun Ministerpräsident Netanjahu und bekennt sich zwar zu Israel. Sie sagt aber auch: "Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids zu erstarren."
In den USA hat die US-Vizepräsidentin und wahrscheinliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, im Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen gepocht. "Es ist an der Zeit, diesen Krieg zu beenden", sagte Harris in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung, nachdem sie persönliche Gespräche mit Netanjahu geführt hatte.
Sie habe in dem Gespräch mit Netanjahu ihre "ernste Besorgnis über das Ausmaß des menschlichen Leids im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht". Dazu gehöre der Tod von "zu vielen unschuldigen Zivilisten" und die katastrophale humanitäre Lage. "Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen."
Die Menschen in den USA forderte Harris auf, die Komplexität des Konfliktes und die Geschichte der Region im Blick zu behalten. Terrorismus und Gewalt müssten verurteilt worden, sagte sie. "Lassen Sie uns alle tun, was wir können, um das Leid unschuldiger Zivilisten zu verhindern. Und lassen Sie uns Antisemitismus, Islamophobie und Hass jeglicher Art verurteilen."
Harris betont "unerschütterliche Verpflichtung" für Israel
Das Gespräch mit Netanjahu bezeichnete Harris als offen und konstruktiv. Sie habe auch ihre "unerschütterliche Verpflichtung" für die Sicherheit Israels bekräftigt. "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Es kommt darauf an, wie es das tut", sagte Harris. Obwohl sie als Vizepräsidentin zumeist wie Biden das Recht Israels auf Selbstverteidigung unterstützte, machte sie deutlich, dass sie keine Geduld mehr mit Israels militärischem Vorgehen hat.
Dank der Führung von US-Präsident Joe Biden liege ein Abkommen über einen Waffenstillstand und eine Freilassung der Geiseln auf dem Tisch, sagte Harris weiter. Es gebe "hoffnungsvolle Fortschritte bei den Gesprächen", sagte sie. "Und wie ich Ministerpräsident Netanjahu soeben gesagt habe: Es ist an der Zeit, dieses Abkommen zustande zu bringen."
Auch Biden hatte Netanjahu am Donnerstag getroffen. Das Weiße Haus teilte über das Gespräch allerdings nur mit, dass Biden Netanjahu auf die Notwendigkeit hingewiesen habe, die Lücken für eine Waffenruhe im Gazastreifen zu schließen, Hindernisse für Hilfslieferungen zu beseitigen und die Zivilbevölkerung bei Militäroperationen zu schützen.
Seit Monaten wird über einen Waffenstillstand verhandelt. Aus US-Regierungskreisen heißt es, dass die Parteien einer Vereinbarung über einen sechswöchigen Waffenstillstand im Austausch für die Freilassung von Frauen, sowie kranken, älteren und verwundeten Geiseln durch die Hamas näher sind als je zuvor. Netanjahu wird Harris' republikanischen Rivalen Donald Trump an diesem Freitag in Trumps Mar-a-Lago-Club in Florida treffen.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa