In Cambrils erschossen? Hauptverdächtiger könnte schon tot sein
18.08.2017, 16:47 Uhr
Moussa Oukabir gilt als Hauptverdächtiger des Terroranschlags - ist er noch auf der Flucht oder schon tot?
(Foto: imago/E-PRESS PHOTO.com)
Nach dem Anschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona kann der Täter fliehen. Es handelt sich vermutlich um einen 17-Jährigen nach dem gefahndet wird. Nach Angaben spanischer Medien ist er aber bereits tot - erschossen in der Stadt Cambrils.
Der mutmaßliche Haupttäter des Terroranschlags in Barcelona ist spanischen Medienberichten zufolge tot. Er sei unter den Terroristen gewesen, die in der Nacht zum Freitag in der Küstenstadt Cambrils erschossen worden seien, berichteten die Zeitung "El País" und andere Medien unter Berufung auf Polizeikreise. Sie nannten aber nicht den Namen des Verdächtigen oder andere Einzelheiten.
Polizeichef Josep Lluís Trapero hatte bereits einige Stunden zuvor angedeutet, dass der Fahrer des Tatfahrzeugs von Barcelona unter den mutmaßlichen Terroristen sein könnte, die Polizisten bei einem vereitelten Anschlag in Cambrils töteten. "Die Untersuchung geht in diese Richtung, es gibt mehrere Indizien, aber wir haben keinen konkreten Beweis", wurde Trapero zitiert.
Der Einsatz fand in der Nacht zum Freitag statt. Die mutmaßlichen Terroristen sollen kurz davor gewesen sein, in dem Badeort an der Costa Dorada einen weiteren Terroranschlag zu verüben. Sie waren nach Polizeiangaben mit einer Axt, Messern und einem Gürtel mit einer Sprengstoffattrappe bewaffnet.
Ein einzelner Polizist erschoss dabei vier der fünf Angreifer. Das bestätigte die katalanische Polizei. Die Männer seien auf ihn zugelaufen, nachdem sich ihr Auto während der Verfolgungsfahrt mit der Polizei überschlagen hatte, schrieb die spanische Zeitung "La Vanguardia". Daraufhin eröffnete der Polizist das Feuer. Der Beamte wird demnach psychologisch betreut. Der fünfte mutmaßliche Terrorist wurde von einem weiteren Polizisten erschossen. Zuvor habe er noch einen Passanten mit einem Messer im Gesicht verletzt.
"Biologische Überreste" entdeckt
Zudem verdichteten sich die Hinweise auf einen zusammenhängenden Anschlagsplan. Ursprünglich hätten die Attentäter einen Anschlag noch größeren Ausmaßes geplant, sagte der Sprecher. Er wies auf eine Explosion hin, die sich in der Nacht zum Donnerstag in Alcanar, 200 Kilometer südlich von Barcelona, ereignet hatte. Nach dieser Explosion hätten die Attentäter "nicht mehr das Material gehabt, um Anschläge noch größeren Ausmaßes zu verüben". Zunächst war die Polizei von einem Toten bei der Explosion ausgegangen. Nun wurden laut Polizei jedoch "biologische Überreste" gefunden, die laut Medienberichten auf eine weitere Leiche hindeuten.
Die Attentäter hätten vorgehabt, in Barcelona "einen oder mehrere Anschläge" zu verüben, sagte der Polizeisprecher. Durch die Explosion in Alcanar hätten sie sich gezwungen gesehen, ihre Planungen zu beschleunigen. Laut "El Pais" gehen die Ermittler davon aus, dass die Anschläge von einer Terrorzelle mit zwölf Mitgliedern verübt wurden. Sie sollen nach Angaben der katalanischen Polizei seit längerem in Alcanar vorbereitet worden sein. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun auf ein Haus in der Kleinstadt, sagte Polizeichef Josep Lluís Trapero.
Am Donnerstag wurde gegen 17.00 Uhr ein Anschlag mit einem weißen Lieferwagen auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona verübt. Im rund hundert Kilometer südlich von Barcelona gelegenen Cambrils lenkten Angreifer dann gegen Mitternacht einen Pkw in eine Gruppe von Passanten und verletzte mehrere Menschen, eine Frau erlag später ihren Verletzungen. Bei den Anschlägen wurden insgesamt 14 Menschen getötet und mehr als hundert verletzt.
Bisher vier Festnahmen
Der 17-jährige Hauptverdächtige sei nach der Todesfahrt am Donnerstagabend zu Fuß geflüchtet, berichtete die Zeitung "El Mundo" unter Berufung auf die Sicherheitskräfte. Bei dem Verdächtigen soll es sich um Moussa Oukabir handeln. Dem Bericht zufolge ist er der jüngere Bruder von Driss Oukabir, der bereits am Donnerstag in Gewahrsam genommen wurde. Moussa Oukabir habe bis zuletzt in Ripoll bei seinen Eltern gewohnt, schrieb "El Mundo".
Der Jugendliche hatte seinem Bruder Driss demnach den Pass gestohlen und unter dessen Namen den Lieferwagen angemietet, mit dem der Anschlag in Barcelona verübt wurde. Diese Version wurde von Driss Oukabir bestätigt. Dieser stammt aus Marokko und hatte sich am Donnerstagabend in Ripoll der Polizei gestellt, nachdem er Bilder von sich im Fernsehen gesehen hatte.
Im Zusammenhang mit den Anschlägen gab es bisher vier Festnahmen. Der bisher letzte Zugriff erfolgte in der katalanischen Kleinstadt Ripoll nördlich von Barcelona, teilte die katalanische Polizei über Twitter mit. Weitere Angaben zur festgenommenen Person gab es nicht. Bereits am frühen Morgen war nach Angaben der spanischen Zeitung "El Pais" ein dritter Verdächtiger in Ripoll festgenommen worden.
Bei den vier Festgenommenen handelt es sich um drei Marokkaner und einen Spanier aus der nordafrikanischen Exklave Melilla. Sie sind 21, 27, 34 und 38 Jahre alt. Keiner von ihnen sei im Zusammenhang mit Terrorismus bekannt gewesen, schrieb die Polizei auf Twitter.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP