Politik

99.000 Tonnen Öl geladen Havarierter russischer Schattentanker vor Rügen gesichert

501309119.jpg

Ein unter der Flagge Panamas fahrender Öltanker ist vor der Insel Rügen in der Ostsee in manövrierunfähige Lage geraten. Das Schiff hat 99.000 Tonnen Öl geladen. Die Ukraine und auch Greenpeace rechnen es der russischen Schattenflotte zu. Mittlerweile ist das havarierte Schiff gesichert.

Ein großer Öltanker ist nördlich der Insel Rügen in der Ostsee havariert. Die 274 Meter lange und 48 Meter breite "Eventin" hat nach Angaben des Havariekommandos nach bisherigem Kenntnisstand etwa 99.000 Tonnen Öl geladen. Das Schiff sei dicht, für die Umwelt bestehe keine Gefahr, sagte eine Sprecherin des Havariekommandos.

Auch für die Besatzung des unter der Flagge von Panama fahrenden Tankers besteht demnach keine Gefahr. Die Seeleute seien an Bord und blieben auch da, eine Evakuierung sei nicht nötig. Der ohne Antrieb in der Ostsee treibende Tanker soll in einen Hafen geschleppt werden. Laut Havariekommando wurde mittlerweile auf hoher See eine Schleppverbindung hergestellt. Wohin das Schiff geschleppt wird, ist noch nicht klar. Auch nicht, wann das geschehen soll. Zunächst soll er erst einmal nicht bewegt werden. "Es bleibt erst mal da, wo es ist", sagte ein Sprecher des Kommandos. Derzeit werde das weitere Vorgehen mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt sowie der Reederei besprochen.

Grund der Havarie sei ein Maschinenausfall gewesen. Weshalb es zu dem "Blackout" kam, sei bislang nicht bekannt, sagte eine Sprecherin des Kommandos. Die "Eventin" ist Baujahr 2006 und steht auf einer Liste der Umweltorganisation Greenpeace mit Schiffen der sogenannten russischen Schattenflotte. Mit solchen Schiffen wird russisches Öl exportiert. Sie sind oft überaltert.

Der Militärgeheimdienst der Ukraine weist das Schiff, das in der Vergangenheit bereits unter den Flaggen der Bahamas und von Norwegen unterwegs war, unter Kriegs- und Sanktionsobjekten und als der russischen Schattenflotte zugehörig aus. Ob und in welchem Umfang es tatsächlich mit Sanktionen belegt ist, geht aus der Auflistung nicht hervor. Auf internationalen Sanktionslisten steht der Tanker noch nicht, gilt bisher nur als potenzieller Kandidat.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, mit seiner Schattenflotte schwere Umweltschäden billigend in Kauf zu nehmen und zugleich den Tourismus zu gefährden. "Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt - sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns", sagte die Grünen-Politikerin.

Route von Russland nach Ägypten

Nach Angaben des Tracking-Dienstes Vesselfinder war der Tanker auf dem Weg von Ust-Luga (Russland) nach Port Said (Ägypten). Öffentliche Marinedaten weisen aber darauf hin, dass das Schiff zuletzt tatsächlich oft indische Häfen anlief. Das Land kauft weiterhin kräftig Rohstoffe aus Russland.

Das nun betraute Havariekommando sprach von mäßigem bis frischem Wind - mehr Details zu Wetter und Wellengang konnten sie bislang nicht geben. Zur Vermeidung weiterer Gefahren, so eine Sprecherin, seien das Mehrzweckschiff "Arkona" der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie der Notschlepper "Bremen Fighter" beim Havaristen. Außerdem seien der Schlepper "Bremen" sowie ein speziell ausgebildetes Team alarmiert worden, das sich zur Herstellung einer Schleppverbindung auf den Havaristen abseilen könne.

Erst Mitte Oktober hatte es einen Zwischenfall mit einem Tanker vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste gegeben. Das kleine Öltankschiff "Annika" brannte auf der Ostsee in Sichtweite der Küste. Das Schiff war auf dem Weg von Rostock nach Travemünde, als am 11. Oktober rund 4,5 Kilometer vor dem Ostseebad Heiligendamm an Bord Feuer ausbrach. Nach ersten Löscharbeiten auf See war das 73 Meter lange und 12 Meter breite Schiff von Schleppern in den Rostocker Überseehafen bugsiert worden. Öl trat bei dem Zwischenfall nicht aus.

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen