2012 in Syrien verschleppt Hoffnung auf Rückkehr von US-Reporter Austin Tice
09.12.2024, 13:41 Uhr Artikel anhören
Debra Tice vor einem Bild ihres Sohnes.
(Foto: REUTERS)
Der US-Reporter Austin Tice berichtet 2012 über den Bürgerkrieg in Syrien. Auf dem Weg in den Libanon wird er an einem Checkpoint verschleppt, seitdem fehlt von ihm jede Spur. Doch seine Familie und US-Präsident Biden gehen davon aus, dass Tice am Leben ist.
Nach dem Fall des Assad-Regimes in Syrien gibt es Hoffnung, dass der US-Journalist Austin Tice aus dem Land zurückkehren kann. Tice war am 14. August 2012 an einem Checkpoint in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus verschwunden. Zuvor hatte er über den Bürgerkrieg in Syrien berichtet. US-Präsident Joe Biden sagte am Sonntag, die US-Regierung gehe davon aus, dass Tice am Leben sei. Washington sei entschlossen, ihn nach dem Sturz Baschar al-Assads in Damaskus nach Hause zu bringen.
Seiner Familie zufolge wurde Tice an einem Kontrollpunkt festgenommen, als er den Vorort Darayya auf dem Weg in den Libanon verließ. Etwas mehr als einen Monat nach seiner Festnahme erhielt die Familie demnach ein 43 Sekunden langes Video mit dem Titel "Austin Tice lebt", das den Reporter mit verbundenen Augen in einer Gruppe bewaffneter Männer zeigt. Seitdem habe man keine weiteren Informationen darüber erhalten, wer für seine Festnahme verantwortlich sei.
2022 teilte die US-Regierung mit, sie wisse mit Sicherheit, "dass er vom syrischen Regime festgehalten worden ist". Die syrische Regierung wies das damals zurück. Trotzdem gingen die Angehörigen von Tice ebenso wie die US-Regierung immer davon aus, dass er noch am Leben sei.
Kein genauer Aufenthaltsort
"Wir glauben, dass wir ihn zurückbekommen können", sagte Biden gegenüber Reportern im Weißen Haus nach dem Sturz des syrischen Machthabers Assad, räumte aber ein, dass "wir keine direkten Beweise" über seinen Status haben. Die Behörden müssten noch den genauen Aufenthaltsort Tices ermitteln.
Seine Mutter Debra Tice sagte auf einer Pressekonferenz am Freitag in Washington, dass die Familie Informationen von einer "bedeutenden Quelle" habe, die sie nicht nannte und die beweise, dass ihr Sohn am Leben sei. "Es wird sich um ihn gekümmert und es geht ihm gut - das wissen wir", sagte sie. Die Familie Tice traf in der vergangenen Woche mit Beamten des Außenministeriums und des Weißen Hauses zusammen.
Die jetzige Situation könne dazu beitragen, dass ihr Bruder freikomme, sagte Tices Schwester Naomi der "Washington Post". "Im Chaos gibt es auch Möglichkeiten. Und ich denke, viele von uns konzentrieren sich im Moment genau darauf", fügte sie hinzu. Das sei eine großartige Gelegenheit, "Austin nach Hause zu holen". Der aus Houston stammende Journalist hatte für mehrere Medien berichtet, darunter die "Washington Post" und Zeitungen der McClatchy-Gruppe.
Für die Rebellen ein Held?
In der CBS-Sendung "Face the Nation" betonte Mouaz Moustafa von der Syrian Emergency Task Force, dass alle Rebellengruppen hart daran arbeiteten, Tice zu finden. Moustafa bezeichnete den Reporter als "Helden", weil er über die Not des syrischen Volkes berichtet habe. "Die Syrer stehen für immer in seiner Schuld."
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" liegt Syrien in diesem Jahr auf dem vorletzten Platz. Unabhängig journalistisch zu arbeiten, sei in allen Landesteilen nahezu unmöglich, hieß es in den Einschätzungen, die vor dem Sturz des Assad-Regimes veröffentlicht wurden. Dutzende Medienschaffende säßen in den Foltergefängnissen Regimes, seien von dschihadistischen Gruppen entführt worden oder gälten teils seit Jahren als verschwunden.
Quelle: ntv.de, sba