Russland kündigt Feuerpause an Humanitäre Hilfe erreicht Aleppo
10.08.2016, 20:12 Uhr
Die verbliebenen Bewohner von Aleppo protestieren, um zu retten, was von der zerbombten Stadt noch zu retten ist.
(Foto: dpa)
Wochenlang sind Hunderttausende Menschen im belagerten Aleppo von der Außenwelt abgeschnitten. Jetzt erreichen erstmals wieder Transporter mit Nahrungsmitteln die Rebellengebiete. Russland will die Belagerung der Stadt für die Transporte unterbrechen.
Zum ersten Mal seit Wochen haben Transporter mit Nahrungsmitteln die Rebellengebiete im Osten der syrischen Metropole Aleppo erreicht. Die verhältnismäßig kleine Lieferung habe vor allem aus frischem Gemüse bestanden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die gelieferten Mengen seien nicht ausreichend für die bis zu 300.000 Menschen, die sich noch in der Stadt aufhielten.
Auf einem Video, das ein Fernsehsender der Opposition veröffentlicht hat, ist zu sehen, wie ein kleiner Transporter mit Tomaten ein Stadtviertel im Osten Aleppos erreicht. Junge Männer beeilen sich, die Kisten so schnell wie möglich abzuladen. Der Transport der Lebensmittel ist gefährlich - die Straßen, die in die Rebellenviertel führen, geraten immer wieder unter Beschuss durch Artillerie und Luftangriffe der syrischen und russischen Truppen.
Das russische Militär kündigte inzwischen eine tägliche Feuerpause für Aleppo an. Um den Zugang der humanitären Hilfe zu ermöglichen, würden die russischen Streitkräfte ab Donnerstag täglich von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr Ortszeit jeglichen Beschuss einstellen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Wichtigstes Schlachtfeld in Syrien
Noch aber gingen die Angriffe auf die umkämpfte Metropole weiter. Nach Angaben von Aktivisten wurde ein medizinisches Ausbildungszentrum bei Aleppo durch einen Luftangriff getroffen. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens fünf Toten bei einem Angriff "in der Nähe eines medizinischen Instituts".
Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in der Stadt, die als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg gilt. Neben einem Mangel an medizinischer Versorgung gibt es seit Tagen kein fließendes Wasser in Aleppo. UN und EU hatten gefordert, die Kampfhandlungen für 48 Stunden einzustellen, um humanitäre Hilfe leisten zu können.
Ende Juli gelang es Regierungstruppen, nach jahrelangen Kämpfen den Belagerungsring um die noch von Rebellen gehaltenen Stadtteile zu schließen. Am Samstag kämpfte ein islamistisch geführtes Rebellenbündnis von Südwesten kommend einen neuen Korridor frei, der aber weiter unter Beschuss liegt. Am Dienstag meldete die syrische Regierung, sie habe die Belagerung wieder hergestellt.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa