Politik

Ukrainische Kinder für Russland ISW sieht Putin hinter Verschleppungen aus der Ukraine

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Kinderrechtsbeauftragte Lwowa-Belowa bedankt sich bei Kremlchef Putin für ihr ukrainisches Kind.

Die Kinderrechtsbeauftragte Lwowa-Belowa bedankt sich bei Kremlchef Putin für ihr ukrainisches Kind.

(Foto: AP)

Seit fast einem Jahr verschleppt Russland Tausende ukrainische Kinder und gibt sie zur Adoption frei. Gefördert wird dies offenbar vom Kremlchef persönlich. Moskau will auch mit dem tschetschenischen Führer Kadyrow bei Programmen für "schwierige Teenager" kooperieren.

Der russische Präsident Wladimir Putin steckt offenbar unmittelbar hinter Programmen zur Verschleppung und Adoption ukrainischer Kinder. Dies schreibt das Institute for the Study of War und verweist dabei auf das jüngste Treffen des Kreml-Chefs mit der Kommissarin für Kinderrechte der Russischen Föderation, Maria Lwowa-Belowa.

Demnach erklärte Putin am Donnerstag, dass die Zahl der von Russen eingereichten Adoptionsanträge von Kindern aus den annektierten Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson erheblich zunehme. Laut Lwowa-Belowa erleichtern die russischen Regionalgouverneure die Adoptionsbemühungen. Außerdem hob sie die Bemühungen des tschetschenischen Staatschefs Ramsan Kadyrow hervor, mit ihr an Programmen für "schwierige Teenager" zu arbeiten.

Lwowa-Belowa wies zudem darauf hin, dass sie selbst eine Fünfzehnjährige aus Mariupol adoptiert habe und bedankte sich explizit bei Putin. Es sei schwierig, aber "wir lieben uns definitiv". Sie erklärte zudem, dass sie insbesondere mit russischen Familien zusammenarbeite, um die Unterbringung ukrainischer Kinder in russischen Heimen zu erleichtern.

Laut dem ISW ist das Treffen von Lwowa-Belowa und Putin auch deshalb "bemerkenswert, weil es darauf hindeutet, dass Putin selbst die Bemühungen zur Erleichterung von Deportations- und Adoptionsprogrammen überwacht und leitet". Nach Einschätzung des ISW könnte dies einen Verstoß gegen die Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes darstellen. Wie die Denkfabrik weiter berichtet, wies Putins bereits Anfang Januar Lwowa-Belowa und die Leiter der besetzten Gebiete an, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, die angeblich der Unterstützung von Kindern in den besetzten Gebieten der Ukraine dienen sollen.

Tausende Kinder in russischen Lagern

Kiew wirft Russland vor, mehr als 16.000 Kinder nach Russland oder in russisch kontrollierte Regionen verschleppt zu haben. Laut einem Bericht des Yale Humanitarian Research Lab wurden mindestens 6000 ukrainische Kinder in Umerziehungslager gebracht, Experten machten allein 43 solcher Lager in Russland und auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim aus. Dabei sollen schon vier Monate alte Babys in russische Lager gebracht worden sein, heißt es in der vom US-Außenministerium finanzierten Studie. Ziel ist demnach unter anderem "prorussische, patriotische" und militärartige Erziehung. In einigen Fällen hätten Kinder Schusswaffen-Training erhalten.

Yale-Forscher Nathaniel Raymond sagte, das russische Vorgehen stelle einen "klaren Verstoß" gegen die vierte Genfer Konvention zum Schutz von Zivilisten in Kriegen dar und verglich das russische Vorgehen mit Entführungen. In manchen Fällen könne es sich um "ein Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit" handeln.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen