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So viele wie nie zuvor Immer mehr Rentner erhalten Grundsicherung

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90.000 mehr Rentner als noch 2022 beziehen am Ende des ersten Quartals Grundsicherung.

90.000 mehr Rentner als noch 2022 beziehen am Ende des ersten Quartals Grundsicherung.

(Foto: picture alliance / Wolfram Steinberg)

Die Inflation fordert ihren Tribut: Immer mehr Rentner benötigen Hilfe vom Sozialamt. Einem Bericht zufolge sind 684.000 Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen. "Jedes Quartal kommen Menschen in der Größenordnung einer Kreisstadt bei der Altersarmut dazu", beklagt Linkenpolitiker Bartsch.

In Deutschland sind immer mehr Menschen im Rentenalter auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamtes.

Demnach erhielten zum Ende des ersten Quartals 684.000 Personen Grundsicherung im Alter und damit so viele wie nie zuvor. Gegenüber Dezember entsprach das einem Anstieg um rund 25.000 Personen. Auf Jahressicht gesehen nahm die Zahl der Fälle sogar um rund 90.000 zu, das ist ein Anstieg um 15 Prozent. Frauen sind besonders häufig von Altersarmut betroffen: Zuletzt waren sechs von zehn Beziehern der Grundsicherung im Alter weiblich.

Insgesamt bezogen im ersten Quartal dieses Jahres 1,22 Millionen Menschen in Deutschland Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Im ersten Quartal 2022 waren es noch 1,13 Millionen. Diese Leistungen erhalten Erwachsene, die dauerhaft ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen können.

Grund für den deutlichen Anstieg ist nach Angaben des Bundesamts vom April überwiegend die zunehmende Zahl von Leistungsberechtigten aus der Ukraine: Nach 20.525 Menschen im Dezember 2021 waren es ein Jahr später 73.060. Menschen, die wegen des russischen Angriffskriegs aus der Ukraine fliehen mussten, erhielten die Leistungen seit Juni 2022, zuvor hätten sie Leistungen für Asylbewerber erhalten. Es handele sich vor allem um Frauen und ältere Menschen, erklärte das Bundesamt.

Bartsch: "Zahlen sind alarmierend"

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Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch warnte angesichts der Zahlen vor einem Anstieg der Altersarmut: Der Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Dietmar Bartsch, sagte den Funke-Titeln: "Jedes Quartal kommen Menschen in der Größenordnung einer Kreisstadt bei der Altersarmut dazu. Die Zahlen sind alarmierend und auch Ergebnis der verheerenden Politik der letzten Jahre. Inflation und Krieg treiben die Zahlen besonders an." Neben Ukraine-Flüchtlingen seien es vor allem die Rentner hierzulande, die die steigenden Preise nicht mehr bezahlen könnten und in Altersarmut rutschten. Die Dunkelziffer sei deutlich höher, viele Betroffene gingen aus Scham nicht zum Sozialamt.

Bartsch ergänzte: "Wir brauchen eine konsequente Anti-Inflationspolitik in Deutschland: Preissenkungen und lückenlose Preiskontrollen vor allem bei Lebensmitteln und Energie. Die Rente braucht eine Generalüberholung: einmalige Rentenerhöhung von zehn Prozent als Inflationsausgleich statt einer Inflationsprämie für Minister und Staatssekretäre, ein Rentenniveau von 53 Prozent und eine Mindestrente von 1200 Euro als Schutzschirm gegen Altersarmut."

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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