Politik

Todenhöfer nach Irak-Besuch "In Mossul entstehen neue IS-Legenden"

Seit Monaten wird in der nordirakischen Stadt Mossul heftig gekämpft.

Seit Monaten wird in der nordirakischen Stadt Mossul heftig gekämpft.

(Foto: picture alliance / Felipe Dana/A)

Nach einem Besuch in der umkämpften Großstadt Mossul warnt Ex-CDU-Politiker Todenhöfer vor einem weiteren Erstarken des Terrorismus. Grund seien die vielen zivilen Opfer dieser Schlacht. Als Folge würden sich mehr junge Männer den Terroristen anschließen.

Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Todenhöfer hat nach einem Besuch der umkämpften irakischen Großstadt Mossul das militärische Vorgehen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) kritisiert. West-Mossul erinnere an die Trümmerlandschaft von Ost-Aleppo, und die Angriffe träfen fast immer die Falschen. "Es sterben viel mehr Zivilisten als Terroristen", sagte Todenhöfer der "Berliner Zeitung".

Jürgen Todenhöfer kritisiert die vielen zivilen Opfer bei der Schlacht um Mossul.

Jürgen Todenhöfer kritisiert die vielen zivilen Opfer bei der Schlacht um Mossul.

(Foto: imago/Hoffmann)

In Mossul stünden 2000 IS-Kämpfer einer von den USA geführten Allianz von 68 Staaten mit 100.000 Soldaten gegenüber. "Hier entstehen neue Legenden, wie nur ein Krieg sie schaffen kann", sagte Todenhöfer. "Wer diesem Stahlgewitter entkommt, stilisiert sich als Heldengestalt." Junge Leute, die im Bombenhagel alles verlören, wollten Rache und schlössen sich den Terroristen an. Der IS-Staat werde in diesem Krieg untergehen, prognostizierte Todenhöfer. Aus dem befreiten Mossul werde man dann Bilder jubelnder Menschen zeigen. Aber "dieser angebliche Krieg gegen den Terror" werde "den Terror nur größer" machen.

Todenhöfer war nach eigenen Angaben mit irakischen Sondereinheiten in Mossul und geriet dabei auch unter Beschuss. "Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten wir es mit einigen hundert international gefährlichen Terroristen zu tun. Heute sind es über hunderttausend", sagte er. "Diese Terroristen sind durch unsere Kriege herangezüchtet worden", von Afghanistan über den Irak bis Libyen. "Kriege sind der falsche Weg. Wir sollten es mal mit Fairness gegenüber der muslimischen Welt versuchen."

Hat IS bewusst zivile Opfer provoziert?

Zuletzt hatte ein Vorfall am 17. März für Aufsehen gesorgt: Zahlreiche Zivilisten wurden vermutlich durch einen Luftangriff der US-geführten Koalition getötet. Einem UN-Sprecher zufolge hatten IS-Kämpfer zuvor mindestens 140 Menschen in einem Gebäude zusammengetrieben. Das irakische Verteidigungsministerium und die US-geführte Koalition leiteten Untersuchungen ein, um herauszufinden, wer für den Vorfall verantwortlich ist.

US-Oberst Joe Scrocca, ein Sprecher der US-geführten Anti-IS-Allianz, hatte den Dschihadisten des Islamischen Staates vorgeworfen, Zivilisten in Gebäude zu "schmuggeln", dort als Geiseln festzuhalten und dann die gegnerische Luftwaffe zu Angriffen auf diese Gebäude zu provozieren. Wenn es dann zivile Opfer gebe, verwende der IS den "öffentlichen Aufschrei" gegen die Anti-IS-Koalition. Der IS benutze die Zivilisten "nicht als menschliche Schutzschilde". Es sei "sehr viel heimtückischer".

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte bei einem Besuch im Irak vergangenen Woche die irakischen Streitkräfte und die von den USA angeführte Militärkoalition aufgefordert, die Zivilisten im umkämpften Mossul besser zu schützen. Die Sicherheit der Zivilbevölkerung müsse "absoluten Vorrang" haben, erklärte Guterres.

Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP

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