Deutscher Diplomat sieht Chance Indien will bei Ukraine-Verhandlungen mitreden
25.02.2023, 12:23 Uhr
Indien trägt die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht mit.
(Foto: dpa)
Bei seinem Besuch in Indien fordert Kanzler Scholz eine Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine. Premierminister Modi stellt stattdessen einen Friedensbeitrag in Aussicht. Deutschland verfolgt in Neu Delhi aber auch wirtschaftliche Interessen, etwa einen milliardenschweren U-Boot-Deal.
Indien steht nach Worten von Premierminister Narendra Modi mit Blick auf den Ukraine-Krieg bereit, "einen Beitrag zu jeglichen Friedensbemühungen zu leisten". Indien habe seit Kriegsbeginn vor einem Jahr zu einer Lösung durch Dialog und Diplomatie aufgerufen, sagte Modi nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Neu Delhi. Der deutsche Botschafter in Neu Delhi, Philipp Ackermann, hatte im Vorfeld des Besuchs des Bundeskanzlers erklärt, Indien könne ein geeigneter Kandidat für das Finden einer Lösung im Ukraine-Krieg sein - jedoch nicht zum jetzigen Zeitpunkt.
Indien nimmt in Bezug auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine neutrale Haltung ein und trägt westliche Sanktionen nicht mit. Das Land mit der weltweit zweitgrößten Bevölkerung hat gute Beziehungen zu westlichen Ländern und zu Russland, von dem es für einen Großteil seiner militärischen Ausrüstung abhängig ist. Indien kauft zudem mehr Öl aus Russland und begründet dies damit, dass es günstiges Öl für seine große und größtenteils arme Bevölkerung braucht. Deutschland und andere westliche Länder schätzen die weltgrößte Demokratie Indien als Partner in Asien - auch als Gegengewicht zum kommunistischen China.
Scholz forderte die indische G20-Präsidentschaft zu Beginn seines zweitägigen Indien-Besuchs auf, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine klar zu benennen. "Auf dem letzten G20-Gipfel auf Bali im November 2022 hat die G20 in dieser Hinsicht ein starkes Signal gesendet", sagte Scholz der "Times of India" in Anspielung auf die deutliche Verurteilung des russischen Angriffs unter der indonesischen Präsidentschaft der wichtigsten Industriestaaten der Welt im vergangenen Jahr. "Es wird wichtig sein, während der indischen G20-Präsidentschaft darauf aufzubauen." Die G20 müsse insbesondere weiterhin Antworten auf die weltweiten Auswirkungen des russischen Angriffskriegs finden.
Indien soll deutsche U-Boote kaufen
An strittigen Formulierungen zum Krieg droht die Abschlusserklärung der G20-Finanzminister scheitern. Scholz betonte mit Blick auf China, dass Deutschland sein Engagement im indopazifischen Raum ausbauen wolle. Es sei kein Zufall, dass er als Kanzler im April 2022 als erstes in der Region nach Japan gereist sei. Im Mai habe es dann Regierungskonsultationen mit Indien gegeben. Indien und Indonesien seien als Partnerländern zum G7-Gipfel in Deutschland eingeladen worden. Im November 2022 sei er schließlich mit einer großen Wirtschaftsdelegation nach Vietnam und Singapur gereist.
Scholz wird auch auf seiner Reise nach Neu Delhi und Bangalore von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Thema wird dabei neben Energiethemen eine engere Rüstungskooperation mit Indien sein. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will er ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft voranbringen. Indien möchte sechs konventionelle U-Boote im Wert von 4,9 Milliarden Euro kaufen. Im Gespräch ist ThyssenKrupp Marine Systems.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/rts