Bei Offensive auf Mossul Irakische Armee soll Zivilisten gefoltert haben
10.11.2016, 16:36 Uhr
Bei ihrem Vormarsch auf Mossul sollen die Soldaten Zivilisten brutal ermordet haben.
(Foto: imago/UPI Photo)
Schwere Vorwürfe gegen irakische Streitkräfte: Eigentlich sind die Kämpfer im Einsatz, um den IS aus Mossul zu vertreiben. Sie sollen dabei jedoch Zivilisten gefoltert und getötet haben. Die Militärführung bestreitet das.
Irakische Soldaten haben nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bei ihrer Offensive auf die Großstadt Mossul Zivilisten gefoltert und getötet. In Dörfern südlich der von der Extremistenmiliz IS kontrollierten Metropole seien zahlreiche Einwohner umgebracht worden, erklärte die in New York ansässige Organisation. Zuvor seien die Opfer mit Kabeln und Gewehrkolben geschlagen worden. Die Sicherheitskräfte hätten ihnen Verbindungen zum Islamischen Staat unterstellt. Die Vorkommnisse hätten sich am oder um den 21. Oktober herum zugetragen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) berichtete, die irakischen und kurdischen Sicherheitskräfte hätten mindestens 37 Personen festgenommen, bei denen Verbindungen zum IS vermutet worden seien. Verwandte der Inhaftierten hätten berichtet, sie wüssten nicht, wo sie festgehalten würden, und sie hätten auch keinen Kontakt zu ihnen. HRW warnte, dass ein solches Vorgehen zu weiteren Missständen führen könnte, einschließlich Folter.
Zahl der Geflüchteten verdreifacht sich
Ein Sprecher des irakischen Innenministeriums dementierte die Berichte. Die irakischen Streitkräfte respektierten die Menschenrechte und das Völkerrecht. Verstöße dagegen habe es nicht gegeben. Ein Sprecher der kurdischen Regionalverwaltung wies die Anschuldigung von HRW zurück. Wenn Familien von Inhaftierten nicht sofort informiert würden, seien dies Einzelfälle und durch mangelnde Ressourcen zu erklären. Niemand werde an unbekannten Orten festgehalten.
Unterdessen berichtete die Hilfsorganisation Oxfam, dass die Zahl der aus Mossul geflüchteten Menschen sich innerhalb einer Woche auf mindestens 3362 Familien verdreifacht habe. Viele der Überlebenden seien schwer verletzt und traumatisiert. Sie berichteten von zahlreichen Toten und Verletzten in der umkämpften Stadt. In den Flüchtlingslagern fehle es an geeigneten Unterkünften, Heizung und sauberem Trinkwasser.
Die irakische Armee kämpft seit fast vier Wochen in einer Großoffensive gegen den IS und versucht Mossul zurückzuerobern. Dabei werden die Streitkräfte von kurdischen und schiitischen Milizionären sowie einer internationalen Koalition unter Führung der USA unterstützt.
Quelle: ntv.de, fma/rts